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Gläserne Pläne: Vorstoß der Galerie C/O überrascht Bezirksstadtrat

Der Idee der Galerie C/O Berlin, in den Monbijoupark zu ziehen, hat einige Überraschung bei den zuständigen Politikern ausgelöst. Der Senat signalisiert Unterstützung.

Der Vorstoß der Galerie C/O Berlin, sich im Monbijoupark einen neuen Standort suchen zu wollen, hat einige Überraschung bei den zuständigen Politikern ausgelöst. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sprach sich am Montag vor dem Kulturausschuss für die Erhaltung der Galerie aus. „Wir wollen auf jeden Fall, dass C/O in Berlin-Mitte bleibt“, bestätigte Senatssprecher Torsten Wöhlert gegenüber dem Tagesspiegel. Es gebe jedoch keine Präferenz für einen bestimmten Ort: „Das haben wir der Galerie C/O nicht vorzuschreiben“, sagte Wöhlert. Die Umzugspläne seien dem Senat seit längerem bekannt gewesen. Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) hingegen wollte sich gestern nicht äußern. Er müsse erst Informationen einholen, um zu den Plänen der Galerie Stellung nehmen zu können.

Die Galerie, die ihren bisherigen Standort im alten Postfuhramt an der Oranienburger Straße im kommenden Jahr räumen muss, hatte am Sonntag im Tagesspiegel starkes Interesse an einem Umzug in den Monbijoupark bekundet. Allerdings habe man bis jetzt keine Gespräche darüber mit dem Bezirksamt geführt, erklärte Galerie-Sprecher Mirko Nowak am Montag. Dies sei eine bewusste Entscheidung gewesen, man habe das Thema erst in die Öffentlichkeit tragen und eine Diskussion anregen wollen. „Als Nächstes werden wir aber Kontakt mit dem Bezirksamt aufnehmen“, sagte Nowak. Konkret wollen die Galeristen ein Gebäude sanieren und erweitern, das derzeit von rund 70 Studenten der Kunsthochschule Weißensee als Atelier genutzt wird. Deren Wegzug ist bereits beschlossen. Der gültige Bebauungsplan sieht für diesen Fall einen Abriss der Anlage und die Umwandlung in eine Grünfläche vor.

Die Studenten ziehen um, sobald ihnen Ersatzräume in Weißensee zur Verfügung stehen. Der betreffende Neubau soll laut Sprecherin der Kunsthochschule bis Jahresende fertiggestellt sein. Ein Umzug könnte dann in den nächsten Semesterferien ab März beginnen. Die Hochschule selbst unterstützt allerdings eine Initiative aus Holland, die auf dem freiwerdenden Areal in Mitte künftig eine „Berlin International Residency for Designers“ aufbauen will – das wäre mit den Plänen von C/O Berlin unvereinbar.

Die Galeristen von C/O haben einen Kündigungstermin zum 11. März 2011, hoffen jedoch auf einen Aufschub bis Ende 2012. Bis dahin könnten nämlich auch schon die Bauarbeiten im Park abgeschlossen sein, sodass ein direkter Umzug vom Postfuhramt in den Monbijoupark möglich wäre. Den Zeitplan nennt Sprecher Mirko Nowak „zwar mutig, aber von unserer Seite machbar“. Ihm schwebt ein Pachtvertrag über eine Laufzeit von 99 Jahren vor. Das Baugebiet sei aus drei Gründen ideal: „zentrale Lage, alleinige und langfristige Nutzung sowie die Möglichkeit einer behutsamen Entwicklung des Quartiers“, so Nowak.

Unterstützung bekommt die Galerie von anderen Nutzern des Parks: Christian Schulz, Chef des populären Hexenkessel Hoftheaters und der Strandbar Mitte, hielte einen Umzug der Galerie für eine Bereicherung. Das eigene Areal wäre von den Bauplänen nicht betroffen.

Sebastian Leber / Jan Ludwig

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