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Glosse: Tagesmütter zu Bürotanten

Stefan Jacobs sieht die neuen Pflichten für Tagesmütter skeptisch.

Geschrei bei den Tagesmüttern! Das gibt es alle Tage („Der Möhrensaft wird ausgetrunken, Niklas!“), aber diesmal geht es nicht nur ums Eingemachte, sondern auch ums Aufgemachte, Eingelegte und Angewärmte: Für die EU sind Tagesmütter nämlich jetzt „Lebensmittelunternehmer“ und als solche zu umfassender Vorratsdatenspeicherung verpflichtet. Kühlschranktemperatur, Mindesthaltbarkeitsdaten, Putzteufeleinsatz, Abwaschlappenwechseltermine. Sechs Monate müssen sie die Daten aufbewahren, wie das Jugendamt ihnen schreibt. Falls Niklas nämlich morgen Durchfall kriegt und den zweiten Advent auf der Toilette verbringen muss, soll das Amt auch im Mai noch rekonstruieren können, ob es an unangeleint im Spülbecken herumtollenden Bakterien lag oder ob der Möhrensaft pupswarm war. Falls die Bezirkskontrolleure nicht nachkommen, stellt ihnen die EU fortgebildete Gurkenkalibrierer und Bananenkrümmungsvermesser zur Seite. Eine seriöse Tagesmutter erkennt man also künftig daran, dass sie einen separaten Raum für die Datensammlung vorhält und eine Verwaltungstante beschäftigt. Zu klären wäre noch, wer sich um die Kinder kümmert.

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