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Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Fallstricke des Alltags: Glückwünsche austauschen und beantworten

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Seit 30 Jahren bin ich mit einem Ehepaar in Norddeutschland befreundet. Früher haben wir uns öfter gesehen. Inzwischen telefonieren wir mehr. Zu jedem Geburtstag und zu Weihnachten schicke ich handschriftliche Grüße. Umgekehrt kommt nie etwas. Nach einem runden Geburtstag letztens kam – ohne Glückwunsch! – mit wochenlanger Verspätung ein Hinweis auf dem Anrufbeantworter, dass sie davon gewusst haben. Jetzt gratuliere ich auch nicht mehr. Zum Thema machen will ich das nicht, denn die Freunde sollen sich ja auch nicht verpflichtet fühlen.

Ulla, missachtet

Freunde sollten einander die Chance geben, den anderen gut kennenzulernen. Dann weiß man, was ihm wichtig ist und was nicht. Bei Geburtstagen gibt es nämlich verschiedene Schulen. Die einen finden so was gar nicht wichtig und fliehen vor dem eigenen Geburtstag an einen Urlaubsort. Das schließt nicht aus, dass sie sich für Gratulationskarten trotzdem bedanken, und das auch ernst meinen. In der Regel führen sie aber keinen Geburtstagskalender und machen in Schreibwarenhandlungen einen Bogen um die Ständer mit den Grußkarten. Ausnahme: Sie wissen, dass einem Freund oder einer Freundin der eigene Geburtstag sehr wichtig ist. Ihr Fall klingt eher nach Bekanntschaft als nach Freundschaft. Freunden kann und soll man auch etwas zumuten. Schlecht ist es immer zu warten, bis man vor lauter Wut eine Negativspirale in Gang setzt und am Ende die Freunde verliert. Insofern hätten Sie schon vor Jahren mal anfangen sollen, den Norddeutschen zu erzählen, wie Sie Ihren Geburtstag feiern, welches Kartenmotiv Sie besonders schön oder richtig lustig fanden. Auch eine Einladung zu einem runden Geburtstag wäre nicht falsch gewesen. Wenn ein Mensch nicht sagen will, was ihm wichtig ist, gibt es ein einfaches Mittel, das herauszufinden. Man guckt sich sein Handeln an und interpretiert es entsprechend.

Wenn jemand Grußkarten zum Geburtstag schreibt, ist das ein ziemlich sicheres Indiz, dass er selber hofft, auch welche zu bekommen. Freunde denken so weit, Bekannte eher nicht.

Geburtstagstorte? Mag nicht jeder. F: dpa

© picture alliance / dpa

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