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Berlin: Glück im Gas-Unglück

Explosion hätte noch heftiger ausfallen können, sagt Feuerwehrchef Broemme. Verletzte erhalten Haut transplantiert

Das Explosionsunglück am Spandauer Erdgasspeicher hätte noch schlimmere Folgen haben können. Durch glückliche Umstände blieben die Schäden auf einen kleinen Bereich beschränkt, sagte Feuerwehrchef Albrecht Broemme am Sonntag. Um den Unglücksort normalisierte sich gestern das Leben: Spaziergänger besuchten den Ort des Gasunglücks am Brandensteinweg. Der am Freitag explodierte WartungsLkw steht aber noch immer auf dem Grundstück und ist vom Zaun aus deutlich zu sehen. Niemand hält die Neugierigen vom stabilen Eisenzaun zurück. Mitarbeiter von Halliburton in feuerroten Arbeitsanzügen und roten Bohrhelmen halten sich auf dem Gelände auf. Zum Rauchen verlassen sie es. Zur Unglücksursache wollen sie nichts sagen: „Das ist nicht unsere Aufgabe.“

Ein besonderes Risiko von Gasunfällen bestehe bei unterirdischen Speichern an den Sondenplätzen wie dem in Spandau; sie stellen die einzigen Zugänge zu den Lagerstätten dar, sagte Wilhelm Dominik, Bergbauexperte und TU-Professor für Explorationsgeologie. Trotz der Explosion von Freitag gilt für den Experten die Lagerung von Gas in unterirdischen Speichern als die sicherste Methode. „Da fliegt nichts in die Luft“. Auch bei Terroranschlägen, Erdbeben und Flugzeugabstürzen bestehe für die Lager keine Gefahr.

Die Gasag betonte am Sonntag, ihre für einen Störfall vorgesehenen Sicherheitsvorkehrungen hätten am Freitag funktioniert. Dennoch wurde das Leck erst fast 36 Stunden nach dem Unglück geschlossen. Unmittelbar nach der Explosion war eine brennende Gasfackel bis zu 30 Meter in die Höhe geschossen. Ein so genannter Scherpreventer sollte das Bohrloch, aus dem das Gas ausströmte, blockieren. Spezialisten von Halliburton pumpten ein Salz-Wasser-Gemisch in das Bohrloch und drängten damit die unter einem Druck von 120 Bar stehende Gassäule zurück ins Erdreich. Angeblich eine Routinearbeit, die nicht nur für Störfälle vorgesehen sei, sondern ebenso bei größeren Reparaturen vorgenommen werde.

Wer Evelyn und Reinhard Gerbert ihren Schaden ersetzt, ist so unklar wie die Unglücksursache. Beide betreiben seit zwölf Jahren das Vereinslokal des Rudervereins Berlin 1876 e. V. Die Detonation hat bei ihnen mehrere Scheiben zertrümmert. Gerüchte machen in dem Lokal die Runde: Danach sollen fachlich unqualifizierte Mitarbeiter einer Wartungsfirma auf dem Gasag-Gelände am Werk gewesen sein, als das Unglück geschah. Neun Menschen wurden dabei verletzt, drei Männer erlitten schwere Verbrennungen. Sie liegen im Unfallkrankenhaus Marzahn. Ihr Zustand sei zwar noch immer kritisch, aber stabil. Heute sollen erste Hauttransplantationen stattfinden, sagte der behandelnde Arzt. Mehrere Anwohner, die sich Rauchvergiftungen zuzogen, sind wieder zu Hause.weso

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