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Berlin: Glücksritter von Falkenhayn

Das ist der Stuhl oben im feinen Büro im denkmalgeschützten Berliner „Lottohaus“, auf dem die großen Gewinner ihre Millionen entgegennehmen. Mir gegenüber ein distinguierter Herr, der aber auch gar nichts von einer Lottofee hat.

Das ist der Stuhl oben im feinen Büro im denkmalgeschützten Berliner „Lottohaus“, auf dem die großen Gewinner ihre Millionen entgegennehmen. Mir gegenüber ein distinguierter Herr, der aber auch gar nichts von einer Lottofee hat. Groß, grau mit hoher Denkerstirn. Falko von Falkenhayn argumentiert gründlich und mit allen Details. Seine Person sei nicht so wichtig, sagt er, sondern seine Aufgabe. „Wir machen Menschen glücklich, diejenigen, die gewonnen haben und diejenigen, die aus den Lottomitteln Geld erhalten.“

Seit nunmehr elf Jahren leitet von Falkenhayn mit einem Vorstandskollegen die Berliner Klassenlotterie. Aus einer noblen westpreußischen Familie stammt er, in Berlin geboren und aufgewachsen in einer Zeit bitterer Not. „Das Ofenrohr zum Fenster raus!“, erinnert er sich. Für das Abitur brauchte er viele Anläufe. Lange war sein Leben nur „spielen“. Auch sein Philosophie und Geschichtsstudium klang anfangs nicht nach „Broterwerb“. „Wovon willst du leben?“, fragte ihn sein Vater besorgt. Also wurde er ein ordentlicher, diplomierter Betriebswirt. Seinen Doktorhut erhielt der Assistent an der Mainzer Uni mit einer Arbeit über das Thema: Ist das Ganze mehr als die Teile – zum Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Diese Frage bewegt ihn auch heute noch. Phasen mit übermäßiger Betonung des Gesellschaftlichen und des Staates folgen solche mit einem fundamentalen Liberalismus – wie heute, meint er.

Bevor Falko von Falkenhayn ins eigentliche Glücksgeschäft kam, hat er in einer Reihe von Top-Unternehmen das Manager-Glück gesucht: Lufthansa, BMW, Robert Bosch oder Braun AG. Mit seiner jetzigen Aufgabe scheint der philosophische und philanthropische Manager seinen idealen Job gefunden zu haben, in dem das Rechenhafte, Systemische mit dem Irrationalen eine seltene Verbindung eingehen. Gut 360 Millionen Euro haben die Berliner letztes Jahr für Lotto ausgegeben. Die Hälfte davon geht über die Lotto-Stiftung an Berliner Einrichtungen des Sports und der Kultur. So schafft die Lust am Spiel nicht nur bei ihm, sondern im ganzen Land von Woche zu Woche viel „Nutzwert“.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel.

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