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Gaaanz niedliche Eselchen. Mit Religion hat das alles nichts zu tun! Foto: dpa

© picture-alliance / dpa

Berlin: GNADENBRINGENDEDINGSBUMSZEIT

Ach, liebe Leserinnen und Leser, lesen Sie auch so gern Boulevardzeitungen? Dann sind Sie gewiss auch so erregt, weil, wie es kürzlich durch die gelben Blätter rauschte, Friedrichshain-Kreuzberg angeblich Weihnachtsfeiern an öffentlichen Plätzen verbieten will.

Ach, liebe Leserinnen und Leser, lesen Sie auch so gern Boulevardzeitungen? Dann sind Sie gewiss auch so erregt, weil, wie es kürzlich durch die gelben Blätter rauschte, Friedrichshain-Kreuzberg angeblich Weihnachtsfeiern an öffentlichen Plätzen verbieten will. Schuld daran ist natürlich „der Moslem“, der den Bezirk mit seiner Ramadan-Feierlust dazu gebracht hat, aus Fairnessgründen gleich alles, was religiös ist, zu verbannen. Wir fragen uns: Wie beweist man in puncto Weihnachten bloß, dass religiös gefeiert wird? Die Krippe? Geht als x-beliebige Hirtenszene durch. Der Stern? Ein Himmelskörper. Die Lieder? Wir stellen uns mal auf unseren imaginären Jahresendzeitglühweinmarkt und machen den Test:

Macht hoch die Tür

Wir haben nie gesagt, wer genau jetzt dieser „Herr der Herrlichkeit“ sein soll! Wir könnten ja auch – sagen wir mal – Bushido damit meinen. Weiß ja keiner. Und damit weiter im Adventsliedtext:

O komm, o komm, du Morgenstern

Hat irgendjemand was gegen Sterne? Eben. Und gegen „Herren“, die von ihnen angestrahlt werden? Noch mal eben. Und die konkretere zweite Strophe mit „Sohn aus Davids Stamm – Friedensbringer, Osterlamm“ kriegen wir in der schummrigen Beleuchtung und ohne „EG“ (i.e. Evangelisches Gesangbuch)

ohnehin nicht mehr zusammen.

Es ist ein Ros entsprungen

Das merkt kein Mensch, dass wir hier unseren Christengott preisen! „Von Jesse kam die Art“ – was bitte? Besser hätte man es einst, als die christliche Weihnacht schon mal in der Defensive war, auch mit der Wehrmachtsverschlüsselungsmaschine „Enigma“ nicht machen können.

A propos Enigma, also „Rätsel“:

Maria durch ein Dornwald ging

Rätselhafter und damit unverfänglicher geht’s ja kaum noch als bei den katholischen Schwestern und Brüdern: Da geht halt eine Frau namens Maria mit Kind durch Gestrüpp, das daraufhin erblüht. Hat hier irgendwer was gegen Fantasy?

Weihnachtsoratorium

Der Titel ist schwierig, aber ansonsten: „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ – in einer Zeit, da Depression und Burn-out um sich greifen, ist das doch die richtige Ansprache! A propos Ansprache: Wenn die vorbei ist, gibt’s zum guten Schluss (und bitte schön: im Stehen!) das

O du fröhliche

„Gnadenbringende Weihnachtszeit“ geht nicht, klaro! Besser: „Gnadenbringende Einheitszeit“. Für Christen verbindet sich damit der Wunsch nach mehr Ökumene, und alle anderen sollen mal versuchen, in der einst geteilten Stadt etwas gegen Einheit zu sagen. Ha(lleluja)!

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