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Berlin: Goldschätzchen

Goldschmied Manuel Fritz sammelt Edelsteine. Und Fotos – von den beringten Händen seiner Kundschaft

In der Schmuckboutique von Manuel Fritz am Kreuzberger Oranienplatz liegt ein Buch voller Geschichten. Auf jeder Seite sieht man eine Frauen- und eine Männerhand, und an jedem Ringfinger steckt ein Trauring. Seine Kunden gehen für ihn zum Farbkopierladen und lassen ihre beringten Hände ablichten. „Manchmal sucht die Frau den Schmuck aus, manchmal der Mann, und manchmal stehen die beiden dann im Laden und streiten“, sagt Manuel Fritz. Der Goldschmied liebt dieses Buch. „Die Bilder erzählen so unglaublich viel.“

In seinem Geschäft stellt Manuel Fritz Werke von insgesamt 25 Künstlern aus. Der letzte Schrei: Schmuck aus Dentalkunststoff. „Überhaupt nicht mein Fall“, sagt er. Seine Lieblingsmaterialien: 900er-Gold und Steine. Im Laden blitzen blaue Tansanite, Turmaline in Grün und Rot, zartblaue Aquamarine, Citrine in warmem Gelb, Feueropale in Rot und Orange und natürlich Diamanten.

Zu Edelsteinen hat Manuel Fritz einen besonderen Bezug. „Ich habe so viele, dass ich sie mein Leben lang nicht verarbeiten kann.“ Wenn die Händler in den Laden kommen, winkt er ab: „Ich will nur mal gucken.“ Und trotzdem legt er meistens noch einige Steine zur Seite. „Manche will ich auch nicht hergeben“, sagt er. Ist das Sucht? „Ja, irgendwie schon.“ Aber am Ende verkauft er sie ja doch.

Gelernt hat er den Goldschmiedeberuf vor mehr als 20 Jahren in Konstanz bei Meisterin Meile Andreas. Sie hat ihm beigebracht, genau auf Details zu schauen. „Frauen sehen eben viel besser hin“, sagt er. Seit 1982 lebt er in Berlin, die Boutique am Oranienplatz hat er 1998 eröffnet. Hier kaufen vor allem Kreuzberger. Seine Kundschaft spiegelt den Wandel in der Nachbarschaft: Vor ein paar Jahren kamen viele Architekten in den Laden. Als die wegzogen, folgten die Mitarbeiter der Medienkonzerne. Sein Handwerk hat Bestand. „Der Beruf hat sich nicht entfremdet. Man braucht immer noch alle Sinne, um etwas zu schaffen.“ Dieses Wissen gibt er allabendlich in Goldschmiede-Kursen weiter. Dann feilen in seiner Werkstatt die Kunden selbst an ihren Schmuckstücken. Jeder auf der Suche nach der richtigen Form. Manuel Fritz erwartet nicht, dass Menschen Schmuck anhäufen. „Man braucht ja nicht viel. Was zählt, ist die Qualität.“ Und ein Stückchen Gold. Das, findet er, sollte eigentlich jeder haben.

Galerie und Atelier Fritz, Dresdner Straße 20, Kreuzberg, Mo.-Fr. 10 bis 19 Uhr, Sa. 11-15 Uhr, Tel.6151700

Sie wollen einen Schnupperkurs in Goldschmiedekunst verschenken? Manuel Fritz öffnet für zweimal 8 Personen seine Werkstatt – Termine nach Vereinbarung. Eine aus Wachs gefertigte Schmuckform wird in Silber gegossen. Unter Anleitung kann das Stück bearbeitet werden. Kosten: 25 Euro p.P. Wachsrohlinge können im Laden abgeholt werden. Anm. morgen, 20. 12., 10-12 Uhr, Tel. 6151700.

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