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Berlin: Goya-Besucher im Glück Erst eine Beschwerde:

Lieblingsbild fehlt

Es gibt Fans von Goya, die stehen lange in der Schlange und warten, dass sie in die Ausstellung dürfen. Und es gibt Fans von Goya, die greifen selbst zum Pinsel. So einen Fan hatte Moritz Wullen gerade am Telefon. Er ist der Kurator der Ausstellung „Goya – Prophet der Moderne“ und wissenschaftlicher Koordinator aller Ausstellungen der Staatlichen Museen. Die Frau habe sich beschwert, dass sie ihr Lieblingsbild nicht in den Räumen der Alten Nationalgalerie entdecken konnte. Und sie habe angeboten, die von ihr selbst gemalte Kopie des Bildes auszustellen.

Das war die einzige Beschwerde bisher. Die Goya-Interessierten stehen stundenlang klaglos in der Hitze – es wurden inzwischen Sonnenschirme aufgestellt – und warten, weil immer nur rund 300 Personen gleichzeitig in die Ausstellung dürfen. Ein paar hundert Meter westlich würde die Gemäldegalerie viel mehr Platz bieten. Warum findet die Ausstellung nicht dort statt? Goya passe thematisch besser auf die Museumsinsel, sagt Wullen. Durch den Spanier bekämen die dortigen deutschen und französischen Impressionisten und Realisten eine „Internationalisierung einer einstmals nationalen Galerie“. In der Gemäldegalerie dagegen ist das epochale Ende schließlich das 18. Jahrhundert – das Wirken Goyas geht über diese Zeitenwende hinaus. Eine Möglichkeit, der besucherarmen Gemäldegalerie viel Zulauf zu verschaffen, wäre es aber wohl gewesen.

„Die maximale Besucherzahl von 300 darf nicht so streng genommen werden“, sagt der Kurator. Die Begrenzung auf 300 sei nicht aus konservatorischen Gründen gewählt. Die Goya-Ausstellung ist klimatisiert. Entscheidend seien „infrastrukturelle Gründe“: Die Besucher sollen sich nicht drängeln. Bei 450 Menschen sei Schluss, sagt Wullen. Auch in der Alten Nationalgalerie gibt es leere Flecken: Obwohl die Eintrittskarte zur Besichtigung des ganzen Hauses berechtigt, herrscht seit der Ankunft von Goya in der ständigen Sammlung Leere. Über eine zweite, separate Kasse wird beraten, doch sei der Eingang dafür wahrscheinlich zu schmal.

Alexander Schäfer

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