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Graffiti-Sprüher verursachen nach wie vor Schäden in Millionenhöhe – aber in der Vergangenheit waren die Beschädigungen noch zahlreicher.

© Imago

Graffiti-Schäden in Berlin: Weniger Vandalismus - auch bei BVG und S-Bahn

Die Schäden durch Schmierereien und zerkratzte Scheiben gehen immer weiter zurück. Dafür, dass die Zerstörungswut an Häusern und Zügen in Berlin und Brandenburg abnimmt, gibt es mehrere Gründe.

Der Klassiker unter den Formen des Vandalismus spaltet die Gemüter: Für die einen machen Graffiti den Geist der Großstadt – gerade von Berlin – aus, für die anderen sind sie blinde Zerstörungswut. Tatsache ist: Die Schäden verursachen Jahr für Jahr Kosten in Millionenhöhe. Doch die Tendenz ist fallend, offenbar weil Modernisierungen und die schnelle Beseitigung von Schäden weniger Täter anziehen.

Aktuelle Zahlen des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) zeigen: Seit 1997 sind die Schäden bei Verbandsmitgliedern in Berlin um rund ein Viertel gesunken. Im vergangenen Jahr kostete ihre Behebung etwa 1,7 Millionen Euro. Der BBU erfasst die entstehenden Kosten seit 1997 für seine Mitglieder – die in Berlin rund 40 Prozent aller Mietwohnungen ausmachen, in Brandenburg etwa 50 Prozent. Für diesen Zeitraum schätzt der Verband die Schäden in Berlin auf 66 Millionen Euro, in Brandenburg auf etwa 19 Millionen Euro.

Der Blick in die Berliner Kriminalstatistik bekräftigt die Annahme von der abnehmenden Zerstörungswut. Gab es 2006 noch rund 61.000 erfasste Fälle, waren es im vergangenen Jahr nur noch 43.000.

Auch die BVG hat Positives zu berichten. Von 2009 auf 2013 hätten sich die Schäden durch Vandalismus bei den Verkehrsbetrieben halbiert, sagt ein Sprecher. 2009 entstand der BVG noch ein Schaden in Höhe von acht Millionen Euro, 2013 waren es vier Millionen. „Das sind immer noch vier Millionen zu viel“, sagt der Sprecher. „Dafür könnten wir mehr als zehn Doppeldecker-Busse kaufen.“ An erster Stelle rangieren Graffitischäden, gefolgt von zerkratzten Scheiben, aufgeschlitzten Sitzen und eingeschlagenen Scheiben an Kiosken.

"Broken Windows"-Theorie: Schäden sofort beseitigen

Sowohl der BBU als auch die BVG begründen den Rückgang mit den von ihrer Seite ergriffenen Maßnahmen – etwa dass sie den Eindruck von Verwahrlosung vermeiden. „Vor 17 Jahren sah das alles hier ja noch ganz anders aus“, sagt ein Sprecher der BBU. Heruntergekommene Fassaden, Ruinen im Stadtbild laden Täter zum Vandalismus ein – das zumindest besagt die bekannte „Broken Windows“-Theorie: Ist im Kiez erst einmal ein Fenster zersplittert, wird das nächste bald folgen und schließlich zu völliger Verwahrlosung führen. „Deshalb sind unsere Mitglieder dazu übergegangen, Schäden sofort zu beseitigen“, sagt der BBU-Sprecher. „Das ermöglicht den Menschen auch eine größere Identifikation mit ihren Quartieren.“

Auch die S-Bahn Berlin setzt sich für eine saubere Außenwahrnehmung ein. An zahlreichen Bahnhöfen wird Graffitischutz auf Wandflächen aufgetragen, um Schmierereien leichter beseitigen zu können. Allein im vergangenen März wurden 11.400 Quadratmeter Graffiti entfernt. Die BVG verfolgt offenbar ein ähnliches Konzept. Aus Befragungen wisse man, dass Fahrgäste Unsauberkeit mit Unsicherheit in Verbindung brächten, sagt ein BVG-Sprecher. „Wir achten darauf, dass wir nur in absoluten Ausnahmefällen mit einem besprühten Zug durch die Stadt fahren.“ Mögliche Nachahmungstäter sollen dadurch gar nicht erst angesprochen werden.

Nicht zuletzt sind für den Rückgang im Nahverkehr auch verstärkte Kontrollen verantwortlich: mehr Sicherheitspersonal und natürlich die Videoüberwachung. Auch die bei Fahrgästen nicht sehr beliebten Schutzfolien auf den Fenstern seien sehr effektiv gegen Schäden, wie sie zum Beispiel durch Zerkratzen der Scheiben entstehen, heißt es bei der BVG.

Mit den Graffiti wird die Farbe in der Stadt übrigens noch lange nicht weichen. Noch ein weiteres Phänomen macht der BBU für den Rückgang von Schmierereien verantwortlich: Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, ihre Gebäude durch große Wandbilder aufzuwerten. So zuletzt auch die Wohnungsbaugenossenschaft Solidarität mit dem aktuell weltgrößten Wandgemälde der Welt auf einem Wohnhaus in Friedrichsfelde – das sind 22.000 Quadratmeter Farbe.

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