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Berlin: Green Door

Seltsame Gerüchte waren in den vergangenen Wochen zu hören. Das „Green Door“ habe nachgelassen, die Keeper servierten nur noch mäßige Cocktails.

Von Frank Jansen

Seltsame Gerüchte waren in den vergangenen Wochen zu hören. Das „Green Door“ habe nachgelassen, die Keeper servierten nur noch mäßige Cocktails. Der drinking man war verblüfft. Die Bar in der Winterfeldtstraße gilt seit der Eröffnung vor neun Jahren als eine der Top-Adressen des elegant drinking. 1995 war das Green Door das Modell für eine neue Generation Berliner Bars, die das bis dahin dominierende, verspießerte Hotelschänkenmilieu mit einer ambitionierten Cocktailkultur konfrontierten.

Sicher, das Green Door musste dann den Abgang von Stefan Weber verkraften, der jetzt in der Potsdamer Straße mit Erfolg die Victoria Bar betreibt. Dennoch schien das Green Door sein Niveau halten zu können. Zumindest hat der drinking man bei seinem letzten Besuch vor knapp einem Jahr keinen Abschwung bemerkt. Doch erschien, nicht nur wegen der Gerüchte, eine weitere Visite überfällig. Um einen garantiert objektiven Eindruck von der aktuellen Leistungskraft des Green-Door-Teams zu bekommen, nahm der drinking man nicht nur die bekannt ultrastrenge compañera mit, sondern auch noch ein erfahrenes Genießerpärchen. Nun würde keine noch so kleine Schwäche unentdeckt bleiben.

Der erste Eindruck war allerdings gewohnt angenehm. Das wilde Stilmix-Ambiente aus langer Urschleimmauer, rot-weiß- und blau-weiß-karierten Pinseleien, einer Wellenwand und dem langen, geraden Dunkelholztresen hat Patina angesetzt. Allmählich reift die Aura einer Traditionsbar, die zu ihrer eigenen Legende mutiert. Wenn denn die Drinks noch dem alten Standard entsprechen.

Die vier Testpersonen schonten sich nicht. Begutachtet wurden ein Vodka Tai (süß, gut, wuchtig), ein Lord Jim (Gilbey’s Gin, Triple Sec, Grenadine, Grapefruitsaft – superb), ein Gin Tai (sehr süß, dennoch klasse), ein Gin Fizz (guter Durchschnitt), ein Gimlet (auch passabel), ein Mai Tai (fantastisch wie eh und je) und ein Rum Sour (da gingen die Meinungen im Testerteam auseinander: nicht sauer genug, krittelte der mitgenommene aficionado, während der drinking man keinen Makel schmecken konnte). Die Damen orderten außerdem alkoholfreie Drinks wie Banana Boat und Virgin Mojito. Auch hier gab es nichts zu beanstanden.

Was sollen also die Gerüchte? Ist da jemand neidisch auf das konstante Niveau der vom Green Door beschworenen „power of positive drinking“? Wie auch immer: Wer jetzt noch weiter Miesmuscheleien über diese Bar verbreitet, wird vom drinking man zu fünf Strafcocktails im nächst gelegenen Zwei-Sterne-Hotel verurteilt. Ohne Bewährung.

Green Door, Winterfeldtstraße 50, Schöneberg, Tel.: 215 25 15, täglich ab 18 Uhr.

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