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Berlin: Großeinsatz von Polizei an der irakischen Botschaft

Unbekannte planten möglicherweise Sprengstoffanschlag. Feuerwehr, SEK und Technisches Hilfswerk riegelten Gelände in Zehlendorf ab

Mit einem Großaufgebot rückten gestern Abend Polizei, Feuerwehr, Sondereinsatzkommando (SEK) und Technisches Hilfswerk aus: Kurz nach 21 Uhr riegelten zahlreiche Beamte das Gelände rund um die Irakische Botschaft an der Riemeisterstraße 20 in Zehlendorf ab. Nach ersten Meldungen sollten sich in dem Gebäude verdächtige Personen aufhalten, die möglicherweise einen Sprengstoffanschlag planten. Genauere Informationen gab die Polizei bis Redaktionsschluss um 0.30 Uhr aus taktischen Gründen nicht. Nach Berichten von Beobachten drangen SEKBeamte gegen Mitternacht in die Botschaft ein. Ein leerer BVG-Bus fuhr vor. Mehr als zehn Notarztwagen standen in einer Seitenstraße bereit. Blaulichtgewitter, Absperrbänder – das Gebiet um die Botschaft zwischen Clayallee und Schützallee wirkte wie im Ausnahmezustand. Schon kurz nach dem Aufmarsch der Polizei gingen Präzisionsschützen rund um das Gebäude in Stellung. Danach begann das lange Warten.

Die Botschaft befindet sich in einer alten ziegelgedeckten Natursteinvilla aus der Jahrhundertwende und ist teilweise durch einen Zaun und eine Mauer abgeschirmt. Das Gebäude gehöre noch den Irakern, wird aber seit Ende des vergangenen Jahres nicht mehr für Botschaftszwecke genutzt.

Der nächtliche Einsatz steht offenbar in Zusammenhang mit einem Zwischenfall, der sich bereits am Dienstag an der Irakischen Botschaft ereignete. Die Polizei bestätigte, dass ein Funkstreifenwagen im Einsatz war, wollte aber keine weiteren Angaben machen. Nach Informationen aus Polizeikreisen hatten sich zwei verdächtige Männer in der Nähe des Gebäudes aufgehalten.

Schon einmal war die irakische Botschaft in Zehlendorf in die Schlagzeilen geraten: Im August 2002 überfielen fünf mit Gaspistolen, Reizgasdosen und Äxten bewaffnete Männer das Gebäude. Sie fesselten den Geschäftsführer des Botschafters Schamir A. Mohammed, nahmen mehrere Botschaftsangehörige als Geiseln und bezeichneten sich als „Demokratische Irakische Opposition Deutschlands“. Nach eigenen Angaben wollten sie mit der Aktion gegen das zu dieser Zeit noch nicht gestürzte Regime von Saddam Hussein protestieren. In einem Bekennerschreiben hieß es: „Wir übernehmen die irakische Botschaft in Berlin und somit den ersten Schritt in Richtung der Befreiung unseres geliebten Vaterlandes.“ Die Besetzung wurde nach fünf Stunden von der Polizei unblutig beendet.

Die Entführer wurden im September 2003 wegen gemeinschaftlicher Geiselnahme, gefährlicher Körperverletzung und Hausfriedensbruch zu jeweils drei Jahren Haft verurteilt. Da die jungen Männer bereits länger als ein Jahr in Untersuchungshaft gesessen hatten, verschonte sie das Landgericht unter strengen Meldeauflagen von weiterer Haft. Es handelte sich um Asylbewerber, die im brandenburgischen Spremberg lebten und von einem Exiliraker aus Hamburg unterstützt wurden. das/cs/iwo

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