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GRÜNES Rathaus (3): Künast-Kolumne: Dirk Behrendt tanzt

Was hätte Renate Künast als Regierende zu erzählen? Stefan Stuckmann erfindet ihre Briefe an die Wähler.

Liebe Berlinerinnen, liebe Berliner,

Ich habe Fehler gemacht. Sie wissen das, ich weiß das, und seit gestern wissen es auch die Kollegen vom Landesverband. Abends haben wir uns auf einem kleinen Parteitag noch einmal kritisch mit unserem Wahlkampf beschäftigt. Denn: 44,1 Prozent sind gut, aber eben nicht die absolute Mehrheit. Und jetzt stehe ich jeden Morgen vor dem Spiegel auf meiner nachhaltig produzierten Baumwollduschmatte und schreie mir entgegen: „Renate! Warum?“ Der erste Fehler betrifft mich selbst: Als ich damals, in dieser warmen Septembernacht vor der Wahl, mit meinem E-Bike durch das nächtliche Wilmersdorf geradelt bin, um den Auto-Brandstifter zu fangen, da hätte ich einfach die Polizei rufen sollen. Aber Sie wissen ja, wie das ist: Da ist man aufgekratzt, weil man rausgekriegt hat, wie man Berlin innerhalb von sechs Monaten schuldenfrei macht, hat ein riesiges Loch im Bauch, weil die Grünkernfrikadellen doch schon abgelaufen waren, und will einfach nur nach Hause, um vorm Schlafengehen den acht Waisenkindern in Griechenland per Skype noch mit den Anträgen fürs Solaranlagenförderprogramm der EU zu helfen – und plötzlich steht da ein Brandstifter. Und dann bricht man dem halt mit der Luftpumpe die Beine, weil man keine Lust hat, 30 Minuten auf die Polizei zu warten. Gut, danach sind meine Umfrageergebnisse explodiert. Aber ich glaube, da wäre noch mehr drin gewesen, wenn in der Berichterstattung die Worte „Splitterfraktur“, „Transplantation“ und „Affenbein“ nicht so oft aufgetaucht wären.

Alle anderen Fehler, und da sind wir uns im Landesverband einig, betreffen Volker Ratzmann. Wer so entschlossen dafür wirbt, 60 Euro für einen neuen Milchaufschäumer im Wahlkampfbüro zu investieren, und dabei vergisst, dass fast der komplette linke Flügel unter Laktoseintoleranz leidet, darf sich über Kritik nicht wundern. Dirk Behrendt merkt zu Recht an, dass wir für das gleiche Geld genau die Konfetti-Kanone hätten mieten können, die wir dringend gebraucht hätten, um Erstwähler anzusprechen. Auch die Tatsache, dass Volker kurz vor der Wahl CDU-Konkurrent Frank Henkel nicht nur dessen altes i-Pad bei Ebay abkauft, sondern ihm dann auch noch eine gute Bewertung gibt, ist vielen sauer aufgestoßen. Der Landesverband hat deshalb einstimmig beschlossen, dass Volker im Fraktionsauto drei Monate nicht vorne sitzen darf. Zum Schluss, und um versöhnlich nach vorne zu schauen, sind dann noch die „Weather Girls“ aufgetreten. Ich habe persönlich darauf bestanden, eine Band zu verpflichten, die nicht ständig neue Alben auf den Markt wirft, sondern umweltschonend den gleichen Song immer wieder verwendet. Da konnte Volker dann schon wieder lachen – Dirk Behrendt ist aber auch wirklich ein miserabler Tänzer.

Bis bald, Ihre

Renate

Stefan Stuckmann

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