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Berlin: Gruseln mit Gewinn

Halloween wird immer beliebter. Das freut die Wirtschaft und macht die Kirchen nachdenklich

Der lila Hexenhut singt eine unbekannte Melodie auf Englisch. Links daneben wackelt ein Plastik-Dracula zu scheppernder Orgelmusik. Im Regal daneben gibt es Totenkopf-Masken, weiter hinten Kunstblut, Hexenkostüme und rotlackierte Teufelsschwänze. Bei Deko Behrendt in der Schöneberger Hauptstraße machen die Halloween-Artikel im Moment weit über 50 Prozent der Ware aus. Wie viel Umsatz in den Wochen vor dem 31. Oktober gemacht wird, will man hier nicht sagen. Aber Halloween ist inzwischen mehr als ein Kinderspaß, an dem man sich möglichst gruselig schminkt, Kürbisse aushöhlt und Süßigkeiten sammelt. Nach Weihnachten und Ostern ist es das drittgrößte Geschäft des Jahres. „Wir können eine Umsatzsteigerung von 20 bis 40 Prozent beobachten“, sagt Tanja Prillwitz, Referentin bei der IHK. „Außerdem ist Halloween deshalb gut für die Berliner Wirtschaft, weil die Brandenburger zum Reformationstag am 31. Oktober frei haben und nach Berlin fahren, um einzukaufen.“ Dekorationsobjekte sind ein Renner, aber auch Faschingsartikel, die zu einem zweiten Absatzmarkt im Jahr kommen. Und auch der Eventbereich hat Halloween für sich entdeckt: Zahllose Partys werden zu diesem Anlass gefeiert.

Ursprünglich kommt der Brauch aus dem angelsächsischen Raum. Am letzten Oktobertag im Jahr wurden die Geister mit Feuern, Gaben und Tänzen geehrt, um sie milde zu stimmen. Dort entstand auch die Legende von Jack O’Latern, den der Teufel dazu verdammt hat, mit einem Höllenfunken in einem ausgehöhlten Kürbis durch die Nacht zu wandeln. Irische Emigranten brachten diese Tradition dann nach Amerika, von wo sie vor etwa zehn Jahren zurück nach Europa und Deutschland exportiert wurde.

„Vom Namen her“, sagt Stefan Förner, Sprecher vom Erzbistum Berlin, „kommt Halloween von All Hallows, von Allerheiligen.“ Sind das katholische Fest am 1. November und der Geisterspaß am Abend davor also das Selbe? Nicht ganz. Aber, so der Sprecher, trotz gewisser Exzesse „sollte man sich Gedanken darüber machen, wie man das Gedenken an die Toten angeht“. Das müsse nicht zwangsläufig in Leid und Trauer geschehen, es gäbe ja schließlich auch gute Erinnerungen an die Verstorbenen. „In Lateinamerika trifft man sich zu Allerheiligen auf den Gräbern und feiert dort.“

Während die katholische Kirche ihrer Heiligen gedenkt, feiert die evangelische Kirche am 31. Oktober die Reformation. „Für uns ist es ein wichtiger festlicher Erinnerungstag“, sagt Christina-Maria Bammel, Pressereferentin bei der evangelischen Kirche. „Er bedeutet für uns Lebensbejahung schlechthin.“ Natürlich dürfe man zu Halloween Spaß haben, aber „wenn sich Neuheiden, Esoteriker und eventuell Satanisten beteiligen, sind dem Mitfeiern klare Grenzen gesetzt.“ Ketzerische Überlegungen werden die Kinder am Sonntagabend wohl kaum haben, wenn sie von Haus zu Haus laufen und um Süßigkeiten bitten. Dennoch sollteb sie vorsichtig sein: Spielen sie aus Rache für ungenügend Süßes Streiche, haften ihre Eltern für anfallenden Schaden.

6. Reformationsfestival, 29. bis 31. Oktober, Altstadt Spandau, Ausstellung, Bühnenprogramm, Fr 18 Uhr Laternenumzug, Sa 11.30/14 Uhr und So 12/14 Uhr historischer Umzug, So 10 Uhr Festgottesdienst, Nikolai-Kirche, Spandau, 18 Uhr Reformationsgottesdienst, Berliner Dom, Mitte.

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