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Motel One

© Uwe Steinert

Günstige Hotels: Mehr Platz für Billiglieger

Berlin hat sich als preisgünstiges Reiseziel etabliert. Nach den Billigfliegern erobern die Billiglieger die Stadt. Die Zahl der Hotels für Touristen mit wenig Geld nimmt zu. Demnächst eröffnet die Easy-Gruppe ein Haus am Hackeschen Markt.

Dunkler Parkettboden, silberne Bogenlampen, blaue Freischwingerstühle und Ornamente an den Wänden: Das Foyer des neuen „Motel One“-Hotels zwischen dem Theater des Westens und dem Bahnhof Zoo wirkt keineswegs billig. Und doch können Touristen hier in der Kantstraße bereits ab 59 Euro im Einzelzimmer übernachten – wenn auch ohne Frühstück, das 6,50 Euro extra kostet. Doppelzimmer gibt es ab 74 Euro. „Obwohl wir gerade erst geöffnet haben, ist die Auslastung für September und Oktober mit mehr als 70 Prozent festen Buchungen bereits sehr gut“, sagt Hotel-Chef Daniel Müller.

Das Haus liegt im Trend. Nachdem jahrelang vor allem Luxushotels gebaut worden sind, entstehen sogar in guten Innenstadtlagen immer mehr „Budgethotels“, wie die Hotels mit besonders niedrigen Preisen in der Branche heißen. So eröffnete Motel One gerade auch ein Hotel an der Dircksenstraße nahe dem Alex. Zusammen mit einem älteren Haus in Kreuzberg bietet die Kette mehr als 630 Zimmer in Berlin an, einen weiteren Standort gibt es am Stadtrand in Dreilinden.

Mit Kampfpreisen will die britische „Easy“-Gruppe im Frühjahr 2009 nach Berlin expandieren. Ein deutscher Lizenznehmer hat dafür schon ein Grundstück an der Rosenthaler / Ecke Linienstraße nahe dem Hackeschen Markt gekauft. Der durchschnittliche Zimmerpreis soll bei 35 Euro liegen. Die genaue Summe hängt von der Saison, der Nachfrage und dem Zeitpunkt der Buchung ab. Die Ähnlichkeit des Konzepts mit Billigfluglinien ist kein Zufall: „Easyjet“ gehört zur selben Firmengruppe.

„Diese Hotels stehen sinnbildlich dafür, was sich auf dem Markt abspielt“, sagt Christian Tänzler von der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM). „Im Budgetsegment tut sich sehr viel.“ Dass die Touristenzahlen steigen, liege auch am „ungeschlagenen Preis-Leistungs-Verhältnis“ der Städtereisen nach Berlin. Einen großen Anteil am Boom hätten die Billigfluglinien; Budgethotels seien die passende Ergänzung. In den Häusern gebe es zwar „wenig Schnörkel“, doch müssten die Gäste „nicht auf Komfort und Design verzichten“.

40 Prozent aller Berlin-Besucher sind unter 35 Jahre alt. Davon profitieren auch Hostels, die oft Gemeinschaftszimmer für mehr als zwei Personen haben. Ein Budgethotel gleicht dagegen einem abgespeckten typischen Hotel.

„Wir verzichten auf Schnickschnack und Luxus“, sagt die Direktorin des Ibis-Hotels Potsdamer Platz an der Anhalter Straße in Kreuzberg, Nicole Hochgruber. „Wir haben keinen Swimming-Pool, Wellnessbereich, Zimmerservice oder Schuhputzer.“ Zurzeit kostet ein Einzelzimmer in dem Hotel 49 Euro und das Frühstück 9,50 Euro. „Die Konkurrenz im Budget-Bereich wächst, ist aber noch nicht bedrohlich“, sagt Hochgruber. Besonders wichtig sei die Lage eines Hotels, denn „danach entscheiden Touristen zuerst“. So sieht es auch Motel-One-Hotelleiter Müller. „Unsere Standorte am Ku’damm und am Alex sind Filetstücke.“ In seinem Haus am Zoo gibt es ebenfalls weder Restaurant noch Wellnessräume.

„Da Berlin noch nicht zugebaut ist, wird man in diesem Bereich noch einiges erleben“, glaubt der Präsident des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes, Willy Weiland. Nach seiner Kenntnis ist nahe dem Charlottenburger Messegelände ein weiteres Budgethotel geplant. Durch den wachsenden Wettbewerb im Niedrigpreissektor gebe es auch Verlierer: „Wir beobachten ein Sterben der Pensionen.“

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