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Schwimmbad Charlottenburg

© Uwe Steinert

Gutachten: Sieben Schwimmhallen stehen vor dem Aus

Den Berliner Bäderbetrieben geht es schlechter als bislang gedacht. Viele Schwimmhallen sind laut einem neuen Gutachten nur mit zusätzlichen Senatsgeldern zu retten.

Die Berliner Bäderbetriebe (BBB) stecken tiefer in der Krise als bisher bekannt. Im Gutachten einer Unternehmensberatung im Auftrag der BBB heißt es: Alle Freibäder an natürlichen Seen (wie das Strandbad Wannsee) sollen an Private abgegeben werden, aber auch die 14 Sommerbäder (wie Olympiastadion und Prinzenbad) sollen nicht mehr durch die BBB betrieben werden. Sechs von ihnen werden demnach geschlossen oder verkauft. Bei den Hallenbädern werden diverse Modelle diskutiert. Im ungünstigsten Fall müssten sieben Hallen geschlossen werden.

Auf der Streichliste stehen die Schwimmhallen Thomas-Mann-Straße, Sewanstraße, Finckensteinallee, Fischerinsel, Baumschulenweg sowie die Hallen- und Kombibäder Seestraße und Spandau-Süd. Die Halle in der Wuhlheide soll verkauft, die „Alte Halle“ in der Krummen Straße an Private abgegeben werden. Bäder-Vorstand Klaus Lipinsky sieht in dieser Liste ein „Szenario für den ungünstigsten Fall“. Derzeit gehe niemand von einer Schließung aus, die Halle auf der Fischerinsel stehe im Gegenteil in diesem Jahr auf dem Sanierungsprogramm der BBB. Die sportpolitische Sprecherin der Linken im Abgeordnetenhaus, Gabriele Hiller, versteht das Gutachten als „Warnschuss“: „Wir müssen uns überlegen, wie die Bäderbetriebe mit der jährlichen Minderausstattung von drei bis vier Millionen Euro umgehen sollen.“

Das Gutachten ist Teil des sogenannten Bäderkonzepts, das BBB und Senat im Auftrag des Abgeordnetenhauses vorlegen sollen. Im Koalitionsvertrag von SPD und Linken verpflichten sich beide Parteien zwar, keine Bäder zu schließen. Offen ist aber die Frage, wer die Bäder betreibt. Nach Meinung von Sportsenator Ehrhart Körting (SPD) sollen vor allem die 37 Hallenbäder in der Hand und der Regie der BBB bleiben. Um sie zu erhalten, hat Körting für die kommenden vier Jahre 50 Millionen Euro aus dem Verkaufserlös der Gewerbesiedlungsgesellschaft (GSG) herausgeschnitten, um sie in die maroden Bäder zu stecken.

Allein, das Geld wird nach Berechnungen der BBB nicht ausreichen. Um alle Bäder zu erhalten, wären Investitionen von 66,1 Millionen Euro nötig, heißt es im Geschäftsbericht der BBB. Dies würde auch eine Instandsetzung aller Sommerbäder und eine Sanierung der seit eineinhalb Jahren geschlossenen Halle in der Lichterfelder Finckensteinallee beinhalten. Doch Körting ist davon nicht überzeugt. Es sei fraglich, „ob in diesem Rahmen die Halle wieder ans Netz gehen kann“, schreibt er in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage des SPD-Abgeordneten Andreas Kugler. Vor allem hohe Denkmalschutzauflagen und der enorme Sanierungsbedarf, der auf zwischen acht und zwölf Millionen Euro geschätzt wird, sprächen gegen eine Sanierung dieser Halle.

Für die zahlende Öffentlichkeit ist es indes einerlei, ob die Halle wieder ans Netz geht, denn sie wird weiterhin nur Schulen und Vereinen zur Verfügung stehen. In Steglitz, Zehlendorf und Wilmersdorf steht den Kunden der BBB seit der sanierungsbedingten Schließung des Stadtbades Wilmersdorf am Heidelberger Platz keine Schwimmhalle zur Verfügung. An der Stelle des abgerissenen Stadtbades Zehlendorf in der Clayallee entsteht ein Geschäftszentrum mit Fitness- und Wellnesstempel, der ein Schwimmbecken erhält und von der Kette Fitness-Company betrieben wird.

Das vollständige Bäderkonzept soll im BBB-Aufsichtsrat in der kommenden Woche vorliegen.

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