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Berlin: Guten Morgen, Ikea

Akademischer Überraschungsbesuch bei der Eröffnung

Auch vor der Eröffnung gab es bei Ikea schon etwas zu kaufen: Lehrstühle im Sonderangebot. Mehrere hundert Studenten beteiligten sich am „Streichen der Lehrstühle“ mit Farbe statt mit Rotstift. Anschließend wurden die Lehrstühle versteigert, doch allein die Soziologie fand eine Käuferin – für einen Euro. Danach beantragten die Studenten beim Leiter des Einrichtungshauses, Herbert Steins, Bildungsasyl in Schweden. „Bitte nehmen Sie uns in Ihr Bildungsparadies auf“, flehte der Politikstudent Lutz Weischer.

Steins nahm es gelassen. Asyl könne er nicht garantieren, erwiderte er, aber sollte es mit dem Studium nichts werden, biete Ikea eine „dreijährige Ausbildung und tolle Sozialleistungen“ an. Ein Student ruft: „Haben Sie 135000 freie Stellen?“ Nein, keine Jobs, aber Elche für alle: Die Ikea-Mitarbeiter werfen vier Kubikmeter Plüschtiere in die Studentenmenge. Anschließend kurieren rund 150 Studenten in der Bettenabteilung symbolisch ihre „Bildungsalbträume“ und verfallen, den Elch im Arm, in demonstrativen „Bildungstiefschlaf“. Wer nicht auf einem der Betten oder Sofas Platz findet, der wird zur Stehlampe – mit nahezu original Ikea-Preisschild: „Studieren, Deko-Element, neuer Preis: statt 0 künftig 500 Euro“. Und darunter der Ikea-typische-Zusatz: „Neu ab 2004: 75 Millionen Euro gekürzt“.

Der Konzern verzichtete darauf, die Studenten aus dem Laden herauszukomplimentieren. Die Polizei blieb vor der Tür. Auch die Kunden nahmen es gelassen. „Sie konnten allerdings unsere Möbel kaum ausprobieren“, sagte Sprecherin Lu Grandel. Am Nachmittag verließen die Studenten das Haus. jvm

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