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Berlin: HA Schult: Kunst oder Leben - Der Medienkünstler HA Schult presst Kunst aus Promis

"Durch Erpressung" - Medienkünstler HA Schult lacht dazu fett - habe er die Leute dazu bewegt mitzumachen: eine "Arche" zu bauen, für die 20 "deutsche Persönlichkeiten" einen Gegenstand spenden, den sie konserviert wissen wollen. Und sich in kurzen Stellungnahmen zu diesen Dingen filmen lassen.

"Durch Erpressung" - Medienkünstler HA Schult lacht dazu fett - habe er die Leute dazu bewegt mitzumachen: eine "Arche" zu bauen, für die 20 "deutsche Persönlichkeiten" einen Gegenstand spenden, den sie konserviert wissen wollen. Und sich in kurzen Stellungnahmen zu diesen Dingen filmen lassen. Wir hatten ja immer schon vermutet, die Kunst bediene sich außergewöhnlicher Mittel. Da ist es natürlich allein schon interessant, wer sich von HA Schult denn so alles erpressen lässt.

Helmut Schmidt zum Beispiel, der seine Schnupftabakdose beisteuerte. (Schult allerdings sieht ihn vor seinem inneren Auge immer "Cola aus Weingläsern trinken. Er war ein Cola-Mann. Das zeigt doch, wie global er denkt.") Oder Ralf Hochhuth. Der, so bemerkt Schult mit Ehrfurcht vor so viel Bescheidenheit "auch nicht mal ein eigenes Buch" gestiftet hat. Sondern das eines anderen Autoren. Oder Inge Meysel. Spenderin eines Tee-Tisches. Für drei Wochen steht jetzt Schults "Arche 2000" im Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16. Dienstags bis freitags von 9-17 Uhr, sonnabends und sonntags von 11-19 Uhr flimmern dazu bei freiem Eintritt auf Monitoren die Stifter, die ihre Gegenstände erklären.

Weil die Deutsche Post Sponsor ist, darf Herr Zumwinkel einen Briefkasten spenden und auch aus einem Monitor sprechen. "Arche kommt von lateinisch arca, der Kasten". Damit ist jetzt der Briefkasten Kulturgut. Und die Deutsche Post sowieso. Ulf Merbold spricht vom "Jahrhundert der Raumfahrt" und schenkt einen Raumanzug. Karl Ludwig Schweisfurth, "der Poet des Fleisches" (Schult), steht vor einer Reihe Knochenschinken und wünscht sich aus knöchernem Gesicht eine Zukunft, "wo alles wieder so ist, wie es sich gehört". Damit meint er Schinken "von Tieren stammend, die gelebt haben, wie es sich gehört und gefressen haben, wie es sich gehört." War dies etwa das Jahrhundert des Fleisches, der artgerechten Tierhaltung? "Und damit sind wir auch schon bei Beate Uhse", leitet Schult über. Spende: Aktienpaket.

Peter Sloterdijk sitzt vor einer Plastiktüte, die sich aufbläht und zusammenfällt - der sichtbar gemachte Gedanke. Heino schenkte seine Gitarre, weil er möchte, "dass meine Lieder ins neue Jahrtausend kommen". Schult vermisst jetzt plötzlich seine Muse Elke Koska. "Denn die Muse ist immer die vorweggenommene Witwe des Künstlers. Und ein Künstler nur so gut wie seine Muse. Und ein guter Künstler ist ein toter Künstler." Das hebt den Wert der Witwe.

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