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Berlin: Hätte er geschwiegen... (Kommentar)

Der Regierende Bürgermeister von Berlin hat sich selbst ein Ehrenwort gegeben: Er will nicht zu den Politikern gehören, die heute hü, morgen hott sagen. Sagt er jedenfalls.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin hat sich selbst ein Ehrenwort gegeben: Er will nicht zu den Politikern gehören, die heute hü, morgen hott sagen. Sagt er jedenfalls. Aber zu den Politikern, die mal dies, mal das sagen, gehört er schon. So bleibt es zwar dabei, dass Diepgen am symbolischen Baubeginn für das Holocaust-Mahnmal nicht teilnehmen wird; aber warum er nicht kommt - das erklärte er zunächst mit Terminproblemen, dann wieder damit, dass er das Mahnmal ja nicht haben will. Diepgen versucht jetzt den Eindruck zu erwecken, er habe keine andere Wahl. Die Leute wollen doch aufrichtige, ehrliche Politiker! Gerade jetzt, gerade aus den Reihen der CDU! Soll er denn Freude heucheln? Soll er loben, was er doch gründlich misslungen findet? Das könne vom ihm niemand erwarten, empörte sich Diepgen am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Aber das hat ja niemand erwartet. Diepgen könnte es so halten wie Gerhard Schröder, der auch Probleme hatte, die richtigen Worte zum Shoa-Gedenken zu finden: einfach schweigen. Diepgens Haltung zum Mahnmal ist bekannt. Niemand verlangt von ihm, heute hü, morgen hott zu sagen. Er müsste gar nichts sagen. Nur kommen, weil es seine Stadt ist, in der ein Holocaust-Mahnmal gebaut wird. So aber wirkt er nicht prinzipienfest, sondern bestenfalls trotzig, schlimmstenfalls stillos - und dieses Bild geht um die Welt. Was Diepgen sich damit selbst antut, das hat er nicht verdient.

lom

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