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Und schon wieder muss ein Spielplatz wegen Rattelbefall gesperrt werden - diesmal in Mitte.

© dpa

Update

Berlin-Lichtenberg: Hallo Ordnungsamt? Hier Rattenbefall!

Schmutz im Kiez, Ärger im Viertel? Das „Ordnungsamt Online“ ist gestartet, erst mal nur in Lichtenberg. Dort kann jetzt jeder die Bearbeitung verfolgen.

Worüber ärgert sich der Lichtenberger? Kann jetzt jeder nachlesen. Denn die Beschwerden beim Ordnungsamt sind für jeden sichtbar.

Am 17. August, 08.11 Uhr, ging eine "Meldung" ein - Thema: "Rattenbefall". Demnach habe der Bürger "5-6 Ratten im Gebüsch entdeckt", direkt an der Straßenbahnhaltestelle an der Rüdickenstraße im Ortsteil Neu-Hohenschönhausen. "Ich hoffe, Sie können dieser Plage ein Ende setzen."

Antwort des Ordnungsamtes: "Der Hinweis wurde zunächst an unser Gesundheitsamt, Fachbereich Infektions-, Katastrophen- und umweltbezogener Gesundheitsschutz weitergeleitet." - die Ampel neben der Meldung leuchtet jetzt gelb ("Status: In Bearbeitung").

Und sonst so? In der Volkanstraße ("Höhe Elli-Voigt-Straße 11-16") ist der Bürgersteig zugewachsen mit Gestrüpp (Ampel: gelb). Und an der Landsberger Allee wurde ein "herrenloser Altkleider-Container" gemeldet ("Unklar, wer hier für wen sammelt").

Andere Bezirke sollen nachziehen

So sieht die Zukunft aus in Lichtenberg, und vermutlich nicht nur dort. Bürger können einfach Beschwerden melden - sofort und für alle einsehbar im Internet. Über ein Ampelsystem ist für die Bürger dann nachvollziehbar, wie weit die Bearbeitung des Vorfalls fortgeschritten ist: Bei Rot wurde die Meldung von den Behörden aufgenommen, bei Gelb wird die Meldung bearbeitet, mit Grün werden erledigte Beschwerden markiert.

Schon seit Monaten war das neue Systen angekündigt, am Montag schaltete das Ordnungsamt Lichtenberg die Seite frei. Auf dem Portal ordnungsamt.berlin.de können Bürger jetzt Ärgernisse von umkippgefährdeten Bäumen über Scherben im Park bis hin zu verschmutzen Gehwegen und geklauten Rädern melden.

Der Bezirk Lichtenberg agiert damit berlinweit als Pionier. „Wir testeten schon seit einiger Zeit mit großem Erfolg das Maerker-System und konnten deshalb schon schneller als die anderen Bezirke alle Hürden abbauen“, sagt der stellvertretende Amtsleiter des Ordnungsamts Dirk Fleischer. Ein großes Problem war die Software, sagt er, weswegen sich auch der Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Portals verzögerte. Doch auch Datenschützer sowie die Personalvertretungen des Bezirkes mussten alles genau prüfen.

An den anderen Ordnungsämtern in Berlin müssen diese Hindernisse erst noch abgebaut werden, bevor das Portal implementiert wird. Wann genau die anderen Bezirke nachziehen, steht noch nicht fest. „Der Zeitpunkt der Einführung liegt in der alleinigen Verantwortung der Bezirke“, sagt Tino Brabetz, Sprecher der Innenverwaltung des Senats. Er betont jedoch: „Ziel ist eine Implementierung in allen Bezirken“.

E-Mail sind einfacher zu beantworten als Briefe oder Anrufe

Geht das System auch außerhalb Lichtenbergs an den Start, soll es „den Zugang zu den Dienstleistungen der Verwaltung zu erleichtern und Verwaltungshandeln transparenter gestalten“.

Bisher gehen die Beschwerden den konventionellen Weg per Mail, Fax, Telefon oder Post an die Ordnungsämter. Rund 16.000 Meldungen sind es jedes Jahr allein in Lichtenberg. Mithilfe von „Ordnungsamt Online“ sollen jetzt vor allem die vielen Briefe und Telefonate umgangen werden. „Für unsere Bearbeiter ist es wesentlich schneller, Anfragen die direkt ins System laufen, zu bearbeiten“, sagt Fleischer. Sollte der Beschwerdedienst also funktionieren, könnten alle Beteiligten davon profitieren: die Amtsmitarbeiter können direkt auf Hinweise zugreifen und die Hinweissteller haben über die symbolischen Ampel-Farben die direkte Einsicht, in welchem Bearbeitungs-Stadium sich ihre Meldung befindet. Dieses Prinzip funktioniert in Brandenburg übrigens schon in rund 75 Gemeinden, die via dem so genannten Maerker – teilweise schon seit 2008 – erreichbar sind.

Drei Tage - und alles ist beantwortet

„Wir hier in Lichtenberg geben sogar ein Drei-Tages-Versprechen“, sagt Amtsleiter Fleischer, der damit Bürgern entgegenkommen will, sind sie es doch, die Missstände in ihrem Kiez am schnellsten entdecken. Innerhalb von drei Werktagen sollen sie also Bescheid bekommen, was mit ihrem Anliegen geschieht.

„Schreibt man einen Brief an die Verwaltung, weiß man lange nicht, was damit passiert, ist der Beitrag online und für alle einsehbar, hat man die direkte Transparenz“, sagt Fleischer. Bei Weiterleitung eines Anliegens an andere Ämter im Bezirk soll von dort dann innerhalb von 10 Arbeitstagen eine Rückmeldung an das Ordnungsamt über den Bearbeitungsstand erfolgen.

Mit dem Problem der komplizierten Kontaktaufnahme zu den Ämtern, setzt sich auch die Professorin für Experimentelle Wirtschaftsforschung, Dorothea Kübler, an der Universität Potsdam auseinander. „Ein solches Konzept, bei dem sich der Bürger schnell übers Internet ans Amt wenden kann, finde ich extrem sinnvoll“, sagt Kübler. „Durch die Anonymität, die das System wahrt, ist für viele die Schwelle niedriger, etwas zu vermelden“. Kübler, die an der Technischen Universität lehrt, forscht momentan an dem Thema, wie das Terminproblem der Bezirksämter effizienter gelöst werden könnte. Die Digitalisierung der Ordnungsämter sei dabei ein Schritt in die richtige Richtung.

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