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Berlin: Halloween: Wenn die Geisterparty mit dem Hexentanz beginnt

Das schallende Gelächter ist noch draußen zu hören. Drinnen, im Dekorationsladen Behrendt am Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg, posieren vor einem riesigen Spiegel zwei junge Frauen mit knallbunten Perücken, die sie sich gegenseitig aufstülpen.

Das schallende Gelächter ist noch draußen zu hören. Drinnen, im Dekorationsladen Behrendt am Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg, posieren vor einem riesigen Spiegel zwei junge Frauen mit knallbunten Perücken, die sie sich gegenseitig aufstülpen. Ob bunt oder einfarbig, lang- oder kurzhaarig, mit und ohne Hörner - in dem Geschäft wird einem ganz schwindelig bei so viel Auswahl. Noch etwas verschüchtert zwängen sich die beiden jeweils in ein Teufelskostüm mit einem Schwanz zum Annähen - sie sind auf der Suche nach dem passenden Outfit für die nächste Party. Nicht irgendeine. Schließlich ist Halloween. Auch spitze Zauberhüte, überdimensionale Wimpern und Plastiktiere wie Spinnen und Ratten steigern den Gruselfaktor, der bei diesem Fest so wichtig ist. Nebenan blödeln zwei andere Verkleidungswillige mit Glupschaugen-Brillen herum - die Schamgrenze fällt, Halloween kann kommen.

Ja, der Herbst: Leuchtend buntes Laub, üppiger Früchtesegen, "Bunte Blätter fallen, graue Nebel wallen, kühler weht der Wind". Das wollen wir schon lange nicht mehr hören. Immer wieder wird entweder von harmonischen Herbstspaziergängen oder wahlweise von Herbstdepressionen gesprochen. Wie langweilig. Gibt es denn gar nichts Spaßiges? Was zum Abtanzen? Vielleicht sogar etwas Gruseliges, wo einem trotzdem noch warm ums Herz wird? Doch. Diese drei Wünsche auf einmal können dann erfüllt werden, wenn am letzten Oktobertag die Nacht hereinbricht. Dann jagen nämlich Dämonen, Hexen und Fledermäuse durch die Nacht, dann leuchten ausgehöhlte Kürbisköpfe auf den Fenstersimsen, dann ist Halloween.

Das Fest keltischen Ursprungs verwandelt mittlerweile auch in Deutschland die Nacht vor Allerheiligen vielerorts zu einer Geisterparty. Im Mittelpunkt der Halloween-Nacht stehen ausgehöhlte Kürbisse als Laternen, Kürbisgerichte, Weissagungen, fantastische Verkleidungen und natürlich ausgelassene Partys. In den USA, wo dieses Fest vor allem gefeiert wird, ziehen Kinder als Hexen und Gespenster verkleidet von Haustür zu Haustür mit dem Spruch: "Trick or treat - Süßigkeiten oder wir spielen euch einen Streich." Halloween verbindet in Berlin die unterschiedlichsten Partygemeinden. Ob im KaDeWe oder der Eckkneipe in Mitte - das amerikanische Kostümfest findet überall seine Anhänger.

Andreas Herborn, Verkäufer im Dekorations- und Festartikelladen von Georg Behrendt (Hauptstraße 18) glaubt, dass "der Trend Halloween zu feiern, von Jahr zu Jahr stärker wird". Im Geschäft stapeln sich Halloween-Artikel und Dekomterial vom Leuchtkürbis bis zum Kürbis-Konfetti. Der Laden ist nicht nur für Privatleute eine feste Anlaufstelle, hierher kommen auch Kneipiers und Partyveranstalter.

Das Fest habe fast Karneval-Charakter, daher sei das Sortiment jährlich erweitert worden, so Herborn: "Die Leute kaufen alles mögliche für die Party. Vor allem gruselige Sachen, wie Henker- oder Hexenkostüme, künstliches Blut und Narben-Schminke". Traditionsgemäß ist zwar der 31. Oktober Halloween-Tag, doch in Berlin beginnen auch am Wochenende vorher - weil die meisten am nächsten Tag nicht arbeiten müssen - schon zahlreiche Partys. "Die Berliner nehmen das nicht ganz so genau", weiß Herborn.

Ganz genau nimmt man es allerdings im "Lohffs", der Kneipe mit Wohnzimmeratmosphäre in Neukölln. "Wir feiern Halloween seit es die Kneipe gibt, also seit acht Jahren", erzählt Geschäftsführer Stefan Lange. Und das immer am 31. Oktober. Das sei ein fester Termin, an dem die Leute wüssten, dass es in der Neuköllner Kneipe wieder rappelvoll ist. "Wir sind von unserer Brauerei mit einem Deko-Paket ausgestattet worden. Ansonsten schmücken wir hier alles ganz schummrig. Eine kleine Gruft wird das", verrät Lange. Bei freiem Eintritt kann dann ab 20 Uhr bis in den frühen Morgen zu Musik von den Charts bis hin zu Udo Jürgens gefeiert werden. Warum der Trend, Halloween zu feiern, sich herausgebildet hat, kann Lange nur mutmaßen. "Das ist eine nette Sache, die hier nach Deutschland gekommen ist. Außerdem ist das nicht so eine Karnevalsgeschichte mit Pappnasen und Tärä, Tärä."

Werner Klaegers Erfahrungen mit den Halloween-Parties der vergangenen Jahre im Brauhaus Spandau: "Voll, voller, am vollsten". Im Laufe der Jahre hätten sich immer mehr Gäste kostümiert und geschminkt. In diesem Jahr wird am 31. Oktober ab 19 Uhr zu Disco- und Schlagermusik getanzt. Nebenbei können die Gäste ihren hungrigen Magen unter anderem mit "Blutsuppe", "Grusel-Augen-Dessert" und kleinen Gebäck-Kürbissen stillen.

Nicht so genau mit dem Datum nehmen es die Veranstalter der Halloween-Party, die im BKA-Luftschloss, Schloßplatz in Mitte, stattfindet. Da dort sowieso einmal monatlich die "Oz queer wonderworld"-Party veranstaltet wird, hat man sich diesen Monat gleich Halloween als "Oberthema" genommen und feiert am 21. Oktober schon mal vor. Auf zwei Tanzflächen kann für 15 Mark Eintritt (ab Mitternacht 18 Mark) wahlweise zu House- oder Schlagermusik abgetanzt werden. "Schwule und Lesben verkleiden sich ja sowieso gerne. Das macht denen bestimmt Spaß", glaubt BKA-Sprecherin Franziska Keßler.

Lange Warteschlangen bis draußen vor die Tür erwartet auch dieses Jahr Günter von Hennes, Inhaber der "Kapelle" am Zionskirchplatz in Mitte wieder. "Ich habe einmal Halloween in den USA miterlebt und das dann hier auch mal ausprobiert", erklärt er. Angefangen als "Insider-Tipp", rennen die Gäste dem Cafébar-Besitzer jetzt schon im achten Jahr in Folge die Bude ein. Etwa 300 Leute, schätzt er, werden sich in seinem Laden zu Hiphop, House und Big Beat bewegen.

Wer sich noch Hoffnungen auf die größte Halloween-Party der Stadt gemacht hat, ist zu spät dran: Die Party im KaDeWe am Ende des Monats ist völlig ausgebucht.

Also, hinfort mit den Herbstdepressionen. Jetzt werden Kürbisse hergerollt und ausgeschnitzt. Neben der schönen Laterne, die daraus gezaubert werden kann, ist der Kürbis auch anderweitig hilfreich: Eher dickere Menschen können ihren Diätplan mit so genannten "Kürbisbreitagen" erweitern. Dabei wird das Kürbisfleisch mit wenig Milch und ohne Salz zu einem Kürbisbrei gekocht. Ganz schön gruselig!

Partytipps

Bayouma-Haus (Interkulturelles Begegnungszentrum), Colbestraße 11 (Friedrichshain). Telefon: 290 49 136. Halloween am 30. Oktober. Von 15 bis 19 Uhr. Nur für Kinder.

BKA-Luftschloß, Schloßplatz in Mitte. Telefon: 20 22 007. Halloween am 21. Oktober. Ab 22 Uhr.

Kesselhaus in der Kulturbrauerei. Knaakstraße 97 (Prenzlauer Berg). Telefon: 41 71 780. Halloween am 21. Oktober ab 23 Uhr.

Schnabelbar. Oranienstraße 31 (Kreuzberg). Telefon: 615 85 34. Halloween am 31. Oktober ab 21 Uhr.

Lohffs. Weisestraße 8 (Neukölln). Telefon: 621 71 79. Halloween am 31. Oktober ab 20 Uhr.

Brauhaus Spandau. Neuendorfer Straße 1 (Spandau). Telefon: 35 39 070. Halloween am 31. Oktober ab 19 Uhr.

Kapelle. Zionskirchplatz 22-24 (Mitte). Telefon: 44 34 13 00. Halloween am 31. Oktober ab 21 Uhr.

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