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Berlin: Handschlag gegen Gewalt

Körting stellt Kampagne für Migrantenfamilien vor Polizei wirbt mit türkischstämmigen Prominenten

Lachend schaut sich TV-Moderatorin Nazan Eckes mit ihrem Bruder Kinderfotos an, stolz erzählt der Vater des Fußballspielers Nuri Sahin von der Karriere seines Sohnes bei Borussia Dortmund, und liebevoll hilft die Tochter des Reiseunternehmers Vural Öger ihrem Vater bei der Krawattenauswahl: alles Spots der neuen Kampagne „Hand in Hand – Gegen Gewalt“, die Innensenator Ehrhart Körting (SPD) am Dienstag mit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), der Polizei und türkischen Organisationen vorstellte.

Die Kampagne richtet sich an die rund 2,3 Millionen türkischstämmigen Migranten in Deutschland. Die TV-Spots laufen vor allem auf türkischsprachigen Fernsehsendern und werden von Anzeigen und Faltblättern in türkischen Tageszeitungen wie der „Hürriyet“ begleitet. Mit prominenten Gesichtern und positiven Beispielen will die Kriminalprävention der Länder für eine gewaltfreie Erziehung werben. Zwar hat die Gewalt in Familien abgenommen, aber die Zahl der Straftaten unter Jugendlichen und Heranwachsenden ist im vergangenen Jahr wieder gestiegen, wie die Kriminalstatistik offenbarte. So registrierte die Polizei allein bei Körperverletzungsdelikten drei Prozent mehr Jugendliche und fünf Prozent mehr Heranwachsende. Jugendliche aus Migrantenfamilien sind dabei überproportional vertreten.

Nach Aussagen der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer, die die Aktion unterstützt, haben drei von vier straffällig gewordenen Jugendlichen einen Migrationshintergrund. Zudem geht die Kriminalität aus einem Teufelskreis hervor, wie Erwin Hetger, Vorsitzender der Kriminalprävention, erklärte. Kinder, die geschlagen werden, erheben oft selbst die Hand gegenüber anderen. Laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen hätten 37 Prozent der gewaltbereiten Jugendlichen selbst Schläge in ihrer Kindheit erfahren, sagte die Integrationsbeauftragte Böhmer. „Wir wollen nicht stigmatisieren, sondern aufklären helfen“, sagte Innensenator Körting, der aktuell Vorsitzender der Innenministerkonferenz ist.

Ab Sonnabend sollen die ersten TV-Spots laufen. Rund 75 000 Euro hat die Aktion gekostet. Allerdings sagte Hetger: „Wir dürfen es bei dieser Kampagne allein nicht belassen.“ So wolle die Polizei in allen Bundesländern weiter den Dialog über die Moscheevereine mit Muslimen suchen und den Anteil von Migranten im Polizeidienst ausbauen.joo

Die Kampagne im Internet:

www.polizei-beratung.de

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