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Berlin: Handy-Raub: Zehn Mal zugestochen

Prozess gegen 15-Jährigen nach Attacke mit Messer

Der Junge war im selben Alter, er hatte ein Messer in der Hand, und er war einen halben Kopf kleiner. „Handy her!“, sagte der Räuber. Für das Opfer – den 16-jährigen Patrick – war es eine Situation, die er nur aus Erzählungen kannte. Er wollte sich nicht „abziehen“ lassen. „Wir haben noch diskutiert“, erinnert er sich. Er wollte dem Angreifer das Messer wegnehmen, wehrte sich. Der Täter aber stach immer wieder zu, insgesamt etwa zehn Mal. Seit gestern muss er sich wegen versuchten Mordes vor einer Jugendstrafkammer des Landgerichts verantworten. Patrick wurde bei dem Überfall lebensgefährlich verletzt. Ein Teil der Lunge musste sogar entfernt werden.

In dem Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit soll der Messerstecher den Überfall gestanden haben. Der Schüler, ein gebürtiger Georgier, war an jenem Abend im März mit einem damals 17-jährigen Schulfreund am Arkonaplatz in Mitte unterwegs. Sie gingen auf eine Gruppe von drei anderen Jugendlichen zu, verlangten deren Handys. Patrick blieb stehen, die Freunde flüchteten. „Ich habe einfach nicht mit so etwas gerechnet“, sagt Patrick.

Die Räuber prahlten am nächsten Tag mit dem Überfall. Das brachte die Ermittler auf ihre Spur. Nun sitzen die Schüler einer Kreuzberger Schule gemeinsam auf der Anklagebank. Der Vorwurf des Mordversuchs aber wird nur dem Jüngeren gemacht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es „ohne Billigung“ des Älteren zum Einsatz des Messers kam. Der 15-Jährige soll auch noch zugestochen haben, als Patrick schwer verletzt fliehen wollte. „Ich fiel gegen ein Auto, er stach mir in den Rücken“, sagt er vor dem Gerichtssaal. Das wäre ein heimtückischer Angriff. Diesen Teil der Anklage soll der 15-Jährige aber bestritten haben.

Patrick besucht jetzt die 10. Klasse. Die Wunden sind verheilt. „Nur beim Rennen merke ich noch etwas“, sagt er. Der Täter, ein bis dahin nicht polizeibekannter Junge aus gutem Hause, hat ihm zwei Briefe geschrieben. „Er berichtete von der Haft, er denkt nur an sich.“ Für Patrick steht fest: „Seine Entschuldigung nehme ich nicht an.“ Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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