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Berlin: Happy End am Wannsee

Sonntag enden die ans Land verbannten Festspiele Rund 40 000 Zuschauer sahen die „Zauberflöte“

Eine Augenblicksaufnahme vom Mittwoch: Schönes Wetter, hunderte strömen aus der S-Bahn zum Wannsee, ins Strandbad wollen jedoch nur wenige. An den Kassen gibt es keine Schlangen. Nebenan, am Eingang zu den Seefestspielen, herrscht dagegen dichtes Gedränge. Nur ein Augenblicksaufnahme, wie gesagt, aber doch ein deutlicher Hinweis: Das Experiment, das Intendant Christoph Dammann und DEAG-Chef Peter Schwenkow gestartet haben, war offenbar ein Erfolg. Am Sonntag ist Schluss, doch eine Bilanz lässt sich jetzt schon ziehen. Insgesamt werden rund 40 000 Besucher zu den zwölf Vorstellungen von Mozarts „Zauberflöte“ gekommen sein, das heißt, rund 3300 der 3900 Plätze waren jeden Abend verkauft.

Was sie sahen: Momme Röhrbeins große Pyramide, die klugerweise ein riesiges Loch in der Mitte hat, so dass der Blick auf die eigentliche Hauptattraktion – den Wannsee – frei bleibt. Wer so ein Projekt neu startet, ist gut beraten, mit einer der populärsten Opern überhaupt anzufangen und das Ganze möglichst lustig zu gestalten. Katharina Thalbachs Inszenierung ist wie erwartet voller derber Späße, die aber nie unter die Gürtellinie gehen.

Zeitweise stand das Projekt auf der Kippe. Der Standort Hermannswerder südlich von Potsdam scheiterte am Widerstand von Anwohnern und mangelnder Unterstützung der Potsdamer Lokalpolitik. Aber auch am Wannsee waren sich Peter Schwenkow und die DEAG ihrer Sache zu sicher. Sehr spät, nämlich wenige Wochen vor der Premiere, war plötzlich klar, dass die geplante schwimmende Seebühne in der Wasserschutzzone II liegt und keine Genehmigung der Senatsumweltverwaltung vorliegt. Das Unternehmen wurde gerettet, indem man vom Wasser aufs Land zog, hoch über den See auf die Wiese gleich hinter dem Eingang des Strandbads.

Wäre die schwimmende Seebühne, der Blick direkt aufs Wasser, nicht doch viel attraktiver gewesen? Zumindest nach außen hin gibt sich Peter Schwenkow zufrieden. Aus der Notlösung sei eine Ideallösung geworden, sagt er und behauptet, dass er sich auch innerlich komplett von der Idee einer Wasserbühne verabschiedet habe. Dafür hat er sich einige, vor allem pragmatische Gründe überlegt: Der Schutz vor Wind sei an Land aufgrund der Bäume viel höher. Die Sichtbedingungen seien besser, weil die Bühne näher am Publikum steht. „Und der Klang verstreut sich nicht auf der weiten Wasserfläche“. Beim großen Vorbild Bregenz (250 000 Besucher) bleibt die Bühne das ganze Jahr über stehen, was den Einbau einer aufwendigen, Autokino-ähnlichen Anlage ermöglicht, bei der im Prinzip jeder Platz seinen eigenen Lautsprecher hat. Daran ist am Wannsee noch nicht zu denken. Die vorhandene Anlage hat den Klang aber gut vom Wasser und damit dem bewohnten Ufer wegfokussiert, unten am Strand war alles still, dafür konnte man auf dem Weg zur S-Bahn noch viele hundert Meter lang Musik hören.

Lärmproteste von Anwohnern oder Naturschützern hat es offensichtlich nicht gegeben: „0,0“, sagt Schwenkow. Auch Bezirksbürgermeister Norbert Kopp, ein Unterstützer des Projekts, weiß von keinen Beschwerden, nur ein Anwohner sei bei ihm im Büro gewesen, „aber der kommt regelmäßig, wenn am Wannsee was passiert, auch bei der Ruder-Regatta oder bei Energy in the Park“. Letzteres musste dieses Jahr wegen des miserablen Wetters abgesagt werden, die Seefestspiele hatten mehr Glück.

Die große Frage: Geht es nächstes Jahr weiter? Noch will sich niemand festlegen, der Kassensturz steht noch aus. Gewinn ist nicht zu erwarten, das Projekt war von Anfang an als sechsstelliges Zuschussgeschäft geplant, aber: „Das ist kein Zuschuss, sondern eine Investition in die Folgejahre“, so Schwenkow. Schwer vorstellbar, dass es bei dem Publikumserfolg nicht zu einer Fortsetzung kommt. Auch Norbert Kopp würde sich freuen, wenn daraus eine „kleine Tradition“ entstünde. Udo Badelt

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