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Berlin: Harte Gangart

Nach der Mai-Randale beginnt kommende Woche der zweite Prozess um versuchten Mord

Von Frank Jansen

Es geht wieder um die Krawalle am 1. Mai in Kreuzberg und auch diesmal lautet der Vorwurf versuchter Mord. Am kommenden Montag beginnt am Landgericht der Prozess gegen zwei junge Männer, die für den Wurf einer Brandflasche auf Polizisten verantwortlich sein sollen. Die Staatsanwaltschaft hält den beiden 19-Jährigen Benjamin W. und René L. vor, sie hätten den Tod von Beamten billigend in Kauf genommen und gegen das Waffengesetz verstoßen.

Als Tatort wird die Adalbertstraße genannt, in der sich Polizei und Randalierer stundenlang gegenüberstanden. Kurz nach Mitternacht soll René L. aus dem Rucksack von Benjamin W. einen Molotowcocktail mit einem im Flaschenhals steckenden Lappen herausgenommen, den Fetzen angezündet und die Flasche geschleudert haben. Der Lappen soll jedoch im Flug aus der Flasche herausgefallen sein. Sie soll in der Nähe von Polizisten zerschellt sein, ohne dass ein Brand entstand und jemand verletzt wurde.

Der Fall ist der zweite, in dem die Staatsanwaltschaft den Wurf eines Molotowcocktails bei den Ausschreitungen als versuchten Mord wertet. Anfang September begann der Prozess gegen den 17 Jahre alten Rigo B. und den 19-jährigen Yunus K., die Verhandlung führt die 7. Strafkammer als Jugendkammer. Laut Anklage sollen Yunus K. und Rigo B. am Kottbusser Tor eine Brandflasche fabriziert haben. Rigo B. wird beschuldigt, den Molotowcocktail in die Richtung von Polizeibeamten geworfen zu haben. Eine junge Frau soll von herabtropfender, brennender Flüssigkeit aus dieser Flasche getroffen worden sein. Die Frau, die durch den Wurf einer Brandflasche Verbrennungen erlitten hatte, konnte im Prozess die Angeklagten nicht als Täter identifizieren. Yunus K. und Rigo B. bestreiten alle Vorwürfe. Die beiden waren am Abend des 1. Mai festgenommen worden. Zwei Polizisten haben vor Gericht Yunus K. und Rigo B. belastet.

Im zweiten Fall geht es allerdings nicht nur um den Flug einer Brandflasche. Benjamin W. und René L. sollen auch etwas abseits in der Adalbertstraße versucht haben, weitere Molotowcocktails herzustellen. Nach Darstellung von Ermittlern soll W. jedoch ausgerechnet einen Zivilpolizisten nach Klebeband gefragt haben, damit der zu entzündende Stofflappen an der Flasche hält. Der Beamte soll uniformierte Kräfte alarmiert haben, die dann etwas später auf der Adalbertstraße W. und L. festnahmen. Die Männer kamen in Untersuchungshaft.

Da die beiden Angeklagten Heranwachsende sind, wird ebenfalls eine Jugendkammer den Fall verhandeln. Nach Informationen des Tagesspiegels ist bislang weder Benjamin W. noch René L. strafrechtlich belastet. In Justiz- und Sicherheitskreisen wird deshalb diskutiert, ob der Vorwurf des versuchten Mordes zu hart sein könnte und eine Anklage wegen schweren Landfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Waffengesetz ausgereicht hätte. Frank Jansen

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