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Berlin: Hauptsache billig

Spielwaren made in China: Schlecht bezahlte Kräfte produzieren miese Qualität

Peking – In den Fabrikhallen riecht es nach verbranntem Plastik. An langen Tischen stecken Arbeiter, meist Frauen, mit monotonen Handbewegungen bunte Plastikteile ineinander. Die Industriegebiete um Shenzhen und Guangzhou im Süden Chinas an der Grenze zu Hongkong sind das Zentrum der chinesischen Spielzeugindustrie. Schon vor ein paar Jahren gab es dort mehr als 1600 Spielzeugfabriken. Viele davon sind Hinterhof-Fabriken ohne Lizenzen und Kontrollauflagen, in denen nur eines zählt: Das Spielzeug soll möglichst billig hergestellt werden. China ist der weltweit größte Spielzeugproduzent. 75 Prozent aller Kinderspielzeuge werden in der Volksrepublik produziert. In Deutschland waren 2004 genau 58 Prozent aller verkauften Spielwaren „Made in China“.

Die Herstellung von Spielzeug ist technisch anspruchslos aber arbeitsintensiv. Die Arbeiter in Chinas Spielzeugfabriken verdienen oft weniger als den Mindestlohn von 810 Yuan – umgerechnet 79 Euro. Dafür müssen die Wanderarbeiter aus den Provinzen, die in engen Mehrbettzimmern auf dem Fabrikgelände wohnen, häufig zwölf Stunden am Tag im Akkord schuften. In den Monaten vor Weihnachten haben sie oft wochenlang keinen freien Tag. Nach Angaben des Verbandes der chinesischen Spielzeugindustrie gibt es in China 8000 Spielzeughersteller. 3000 davon haben eine Lizenz für den Export. Die für das Ausland produzierten Spielwaren sind hochwertiger als die für den heimischen Markt.

Viele westliche Spielzeugmarken, darunter auch der US-Großkonzern Mattel, verlangen von chinesischen Zulieferern die Einhaltung von Mindeststandards in der Produktion und faire Arbeitsbedingungen. Doch in der Praxis ist eine Kontrolle oft nicht möglich. Die Einkaufspreise für Spielzeug sind heute so niedrig, meist nur ein paar Cent, dass die chinesischen Hersteller die Produktion in illegale Hinterhoffabriken auslagern.

In einer Fabrik für Exportspielzeug bei Shenzhen, wurden die Plastikteile für einen „Hello Kitty“-Spielzeugfotoapparat mit einer glühend-heißen Maschine ausgestanzt, aus der das flüssige Plastik tropfte. Für die Arbeiter gab es weder Schutzvorrichtungen für die Hände noch Atemmasken. Die Produkte, die bei solchen Bedingungen entstehen, sind oft gefährlich. Einer Untersuchung des amtlichen Büros für Produktionssicherheit und Qualitätskontrolle zufolge ist ein Fünftel des in China verkauften Spielzeugs und der Babykleidung minderwertig, berichtet die „Peking Nachrichten“. Manche Plüschtiere seien mit Industrieabfällen und gebrauchten Nudelverpackungen gefüllt gewesen. Andere Spielzeuge waren spitz, zerbrechlich und gefährlich für Kleinkinder. Harald Maass

Harald Maass

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