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"Management-Methoden aus den 70ern" wird Hartmut Mehdorn vorgeworfen.

© dpa

Hauptstadtflughafen: BER-Aufsichtsrat kritisiert Mehdorns Führungsstil

Die Aufsichtsratsmitglieder sind frustriert, weil es am BER nicht voran geht. Auf der Baustelle herrsche „ein Klima der Angst“, heißt es - Hartmut Mehdorns Management-Methoden stammten aus den 70ern.

Von Sabine Beikler

Auch nach der Marathonsitzung des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft am Freitagabend bleiben viele Fragen offen. Mitglieder des Gremiums sind frustriert, weil es auf der BER-Baustelle nicht vorangeht. „Wir stehen da, wo wir vor schon vor zwei Jahren standen“, sagte ein hochrangiges Aufsichtsratsmitglied. Zwar habe Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn seine Verdienste, „aber mit Management-Methoden der 70er Jahre schafft er permanente Unruhe, Misstrauen und Argwohn“. Auf der Baustelle reagiere „ein Klima der Angst“.

Aufsichtsrat wünscht sich "zurückhaltendere" Art

Noch spricht der 15-köpfige Aufsichtsrat Mehdorn das Vertrauen aus. Doch die Diskussion um Mehdorns Führungsstil überschattete offenbar die 13 Stunden andauernde Sitzung, die bis 23 Uhr am Freitagabend dauerte. Der Fluhafen-Chef müsse eine „Unternehmenskultur implementieren“, hieß es. Außerdem wünsche man sich eine „etwas zurückhaltendere Art“ von Mehdorn. „Sein Job ist es, den Flughafen fertigzustellen“, sagte ein Aufsichtsratsmitglied. Dafür werde er vom Aufsichtsrat auch unterstützt.

"Das ist doch keine Wünsch-dir-was-Liste"

Eine neue Finanzspritze in Höhe von 1,1 Milliarden Euro, die Mehdorn von den drei Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und Bund gefordert hatte, sei „nicht entscheidungsreif“ gewesen, hieß es aus dem Aufsichtsrat. Mit diesem Geld sollen Baumaßnahmen, Schallschutz und Stillstandskosten finanziert werden. Allein durch den Stillstand entstehen monatlich Kosten in Höhe von rund 17 Millionen Euro. Der Aufsichtsrat wird über Mehdorns Forderung nach weiterem Zuschuss weiter diskutieren. Ein Aufsichtsratmitglied sagte dazu: „Das ist doch keine Wünsch-dir-was-Liste. Die 1,2 Milliarden reichen erst mal.“ Vor eineinhalb Jahren hatten Bund, Berlin und Brandenburg bereits 1,2 Milliarden nachgeschossen. Der Aufsichtsratsvorsitzende und Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) betonte am Donnerstag im Abgeordnetenhaus, er gehe davon aus, „dass genügend Spielraum für 2014 da ist“.

Zunehmend verärgert ist man im Aufsichtsrat auch über das Vorpreschen von Brandenburg in dem Gremium. Das Land will eine Ausweitung des Nachtflugverbots auf 22 bis 6 Uhr. Darüber sollte im Aufsichtsrat gesprochen werden. Doch die Arbeitnehmervertretung machte dem Gesellschafter einen Strich durch die Rechnung. Diese Forderung habe im Aufsichtsrat nichts verloren, hieß es. Sie solle auf der nächsten Gesellschafterversammlung besprochen werden. So wurde über den Antrag gar nicht abgestimmt.

„Brandenburg geht mit den Themen Lärmschutz und Nachtflugverbot durch alle Gremien und versucht, sich ein klares Nein zu holen“, hieß es aus dem Aufsichtsrat. Mit diesem Nein könne sich die Regierung dann hinstellen und betonen, man habe für mehr Nachtruhe gekämpft. In Brandenburg finden am 25. Mai Kommunalwahlen und im September die Landtagswahl statt.

Auf dem Rückweg nach der Aufsichtsratssitzung nach Berlin verunglückte Hartmut Mehdorn mit seinem Dienstwagen. Er wurde nicht verletzt. Nachdem die Polizei den Unfall aufgenommen hatte, konnte Mehdorn seinen Rückweg antreten: Aufsichtsratschef Wowereit, der mit Dienstwagen und Begleitfahrzeug hinter Mehdorn fuhr, nahm den Flughafenchef mit seinem Auto mit nach Berlin. Beide wohnen im Westteil der Stadt.

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