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Berlin: Heftiger Streit um Abschaltung des Wasserwerks Jungfernheide

Siemens-Vertreter befürchten massive Schäden an Fundamenten

Hat der berühmte Architekt Hans Hertlein gepfuscht, als er nach dem Ersten Weltkrieg die Siemenswerke in Spandau errichtete? Um die geplante Abschaltung des Wasserwerks Jungfernheide ist ein heftiger Streit zwischen Bezirk und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung entbrannt. Wenn danach in Siemensstadt der Grundwasserpegel um 50 bis 100 Zentimeter steigt, drohen insbesondere an den tief liegenden Fabrikgebäuden massive Schäden. Ein Firmenvertreter schließt selbst den Abriss geschützter Bauten nicht aus. Baustadtrat Carsten Röding (CDU) befürchtet den Verlust von 500 bis 1000 Arbeitsplätzen. Aus Sicht der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sind die nassen Keller und Fundamente die Folge von „Bausünden“ und damit Sache der Besitzer.

Weil es für die Versorgung nicht mehr benötigt wird, will der Senat das Werk am Rohrdamm aus Kostengründen außer Betrieb nehmen. Schon jetzt wird das dort geförderte Wasser direkt in die Spree geleitet. Die jährliche Menge ist am 1. Januar von sieben auf drei Millionen Kubikmeter gesenkt worden. 2006 soll endgültig Schluss sein, obwohl erste Aussagen über die tatsächlichen Auswirkungen der Reduzierung erst im Spätsommer getroffen werden können. Kommunalpolitiker kritisierten deshalb, dass die Entscheidung allein auf Modellrechnungen beruht. Dietrich Jahn, zuständiger Abteilungsleiter der Senatsverwaltung, sieht keine Probleme für die Wohnsiedlungen. Wasserschäden wie bereits in einem Kaufhaus, einem Baustoffmarkt und einem Sportzentrum seien Schuld der Architekten. Sie hätten ihre Gebäude nach dem möglichen Höchststand abdichten müssen. „Verstöße gegen Regeln der Baukunst badet der Bauherr aus“, sagt Jahns.

Die Prüfung der Bauakten ist „detektivische Arbeit“, meint Siemens-Sprecher Harald Prokosch. Erst nach deren Abschluss könne man über Haftungsfragen diskutieren. Hertlein sei bei gleichem Abstand zur Spree „sehr unterschiedlich mit den Bauten umgegangen“, sagte Hans-Joachim Kilian von der Siemens-Immobilienverwaltung. Über welche Richtwerte er damals verfügte, ist unklar.

Rainer W. During

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