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Berlin: Heia Safari

Von Andreas Conrad Es reicht! Einmal, zweimal lassen wir uns das gefallen, aber was zu viel ist, ist zu viel.

Von Andreas Conrad

Es reicht! Einmal, zweimal lassen wir uns das gefallen, aber was zu viel ist, ist zu viel. Erst der Tiger, dann das Krokodil, nun der Leguan. Wer kommt als nächster? King Kong? Kunst sei prophetisch, heißt es immer, aber so wörtlich hatte sich Ideal-Sängerin Annette Humpe das nie vorgestellt, als sie in ihrem Bekenntnis „Ich steh’ auf Berlin“ auch die denkwürdige Zeile sang: „Mal sehen, was im ,Dschungel‘ läuft“. Und doch, dieses Wort, das hierzulande nur selten an Lianen, Palmen, Pfeilgiftfrösche, Tiger, Alligatoren oder auch Leguane denken lässt, erhält dieser Tage ausgerechnet in der steinernen Metropole seinen originalen Klang zurück. Und man sage nicht, die Streifenkatze aus Fernost sei doch nur in Potsdam ausgebüxt. Wohin wollte sie ganz gewiss? In den Hauptstadtdschungel von Berlin. Was das fiskalisch bedeutet, soll hier nur angedeutet werden. Der Beruf des Großwildjägers, in Berlin unbekannt, dürfte bald florieren und den Etat der Grünflächenämter endgültig zerrütten. Doch auch der schlichte Bürger, der sich vor dem Ansturm der Bestien sicher wähnte, wird zu halluzinieren beginnen. In Steglitz, Unter den Eichen, ging es jetzt schon los: Gerade so aus den Augenwinkeln war das struppig-braune Bündel auf dem Asphalt entdeckt worden. Eine blutige Schleifspur schien dorthin zu führen, verständlich, dass ein Gedanke jäh aufzuckte: ein Wildschwein. Haben sich Bachen und Keiler jetzt aus den Grunewalder Gärten Richtung Potsdamer Platz aufgemacht? Die Frage bedurfte sofortiger Klärung, das Steuer wurde herumgerissen, mit quietschenden Reifen ging es zurück. Doch was lag da struppig auf der Straße? Rollrasen. Dschungel ade.

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