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Neuer Investor: Heiraten im Müggelturm

Italienische Küche, Pool und Kulturprogramm: Köpenicker Investor will ruinöses Bauwerk sanieren.

Der Müggelturm hat einen neuen Investor. Nun will Matthias Große, Projektentwickler aus Köpenick und Freund von Eisschnellläufern Claudia Pechstein, das seit Jahren vor sich hin bröckelnde Ausflugsziel in den Müggelbergen renovieren. Das kündigte er am Montag an. Zuvor muss der Kaufvertrag mit dem Noch-Eigentümer rückabgewickelt werden. Der Fall liegt bereits vor Gericht.

Große will aus dem knapp 30 Meter hohen Bauwerk samt Nebengebäude eine moderne Multifunktionsanlage machen. Das Ausflugsrestaurant soll wieder aufgebaut werden, eine deutsch-italienische Gastronomie einziehen. Für Hochzeiten mit Panoramablick plant er eine Außenstelle des Standesamts. Es sollen Abibälle und Weihnachtsfeiern stattfinden, ein Pool gebaut werden – allerdings nur zu dekorativen Zwecken.

Am Kulturprogramm mit Theater sollen Künstler wie der Berliner Schauspieler Jaecki Schwarz mitwirken. Einmal im Monat soll es die Gesprächsrunde „Talk im Turm“ mit Sportstars wie Bob-Olympiasieger André Lange geben.Auch seine Freundin Claudia Pechstein werde da sicherlich mit dabei sein, sagt Große. Die Außenflächen und dem großen Biergarten soll András Milak betreiben. Wo derzeit noch dessen Imbissbude steht, sollen künftig Reisebusse halten. Und damit Schiffe regelmäßig anlegen, will Große den Bootssteg am Ufer herrichten.

„Der Turm ist ein Symbol von Köpenick“, sagt Große, „der Schandfleck muss weg“. Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) sei auf ihn zugekommen. Große rechnet mit einer Bauzeit von einem Jahr. Möglichst viel von der Bausubstanz – wie auch der Turm selbst – soll erhalten und denkmalgerecht saniert werden. Der 44-Jährige ist Projektentwickler. So plant er den Bau der „Wuhlepassage“ neben dem Forum Köpenick, „in diesem Jahr“ will er mit den Arbeiten beginnen. Er habe zudem Erfahrung mit dem Entwickeln von Einzelhandelsflächen in Rahnsdorf. Auch für die Wohnungsbaugesellschaft Degewo sei er als Entwickler tätig.

Bis das Areal am Müggelturm modernisiert wird, kann es noch dauern. Der Kaufvertrag zwischen Liegenschaftsfonds und Große werde erst gültig, wenn der Krefelder Noch-Eigentümer Marc Förste die Einträge im Grundbuch lösche, sagte eine Sprecherin des Liegenschaftsfonds. Da Förste dies offenbar nicht freiwillig macht, habe man „Klage auf Rückübertragung des Grundstücks“ eingereicht. Bis zur Klärung könne es noch ein Jahr dauern. Bereits im Herbst hatte ihn der Liegenschaftsfonds über die Rückabwicklung informiert, weil dieser keine vollständigen Bauunterlagen eingereicht habe. Förste drohte damals mit einer Klage. Er hatte den Müggelturm und das Nebengebäude 2007 für 25 000 Euro erworben und das „Eventzentrum Müggelturm“ geplant. Für eine Stellungnahme war er nicht erreichbar. Um Geld gehe es ihm laut der Sprecherin aber nicht.

Über den Kaufpreis wurde keine Angabe gemacht, die geplanten Investitionskosten liegen laut Große im siebenstelligen Bereich. Er beklagt, dass Förste „durch unsachgemäße Arbeiten“ das alte Restaurant beschädigt habe. Auch Bezirksbürgermeister Igel behauptet: „Er hat Schädigungen an der Denkmalsubstanz zu verantworten.“

Der SPD-Politiker ist „froh, dass es endlich vorangeht und jemand aus der Region den Zuschlag erhalten hat“. Das Konzept mit Ausflugsgastronomie und Veranstaltungsprogramm sei überzeugend. Igel hofft auf eine Zunahme des überregionalen Tourismusgeschäfts und darauf, dass künftig Schifffahrtsunternehmen regelmäßig anlegen. Gabriele Eichner vom Förderverein Müggelturm ist hingegen „entsetzt“ über die Vergabe und fühlt sich übergangen. Erst im Sommer habe man erneut Interesse bekundet. Mit dem Verein, der 2007 200 000 Euro geboten habe und bei der Vergabe des Objekts bereits drei Mal den Kürzeren gezogen habe, habe niemand gesprochen. „Das ist ein Unding, es erschlägt uns, was da abgespielt wird“, sagt sie. Da werde „im Dunkeln verhandelt“. Igel sagte, er habe ihr geraten, beim Liegenschaftsfonds ein erneuertes Konzept einzureichen. Das ist laut einer Sprecherin dort nie eingegangen. Zudem hätte der Steuerungsausschuss aus Vertretern von Bezirk und Senat dem Konzept von Große zugestimmt.

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