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Heißes Pflaster: Berlin genießt den Sommer im Frühling

Schönes Wetter kann noch Wochen dauern. Der Mai war der trockenste seit 100 Jahren.

Die Eiben verlieren Nadeln, manche Süßkirschbäume ihre ersten Blätter, und die Eichen werfen ein paar frische Triebe gleich wieder ab: Nach einem Monat ohne nennenswerten Regen sparen die Berliner Bäume notgedrungen Wasser und damit Verdunstungsfläche. Mit 7,8 Litern Regen in Dahlem war es der trockenste Mai seit Beginn der Messungen vor 100 Jahren. Normal wären 55 Liter, und der Nässerekord mit 148 Litern ist erst ein Jahr her – wobei er 2007 auf einen einmalig trockenen April folgte.

„Die Wetterlage ist extrem stabil“, sagt Jörg Riemann von MC-Wetter zu den Aussichten: Bis in die nächste Woche hinein werde sich wenig ändern; im trockenen Ostwind verdunste sogar manch gewitterschwere Wolke. Nur hier und da könnten heute ein paar Tropfen fallen, und ab morgen solle es einen Tick kühler werden.

Holger Schmidt, der das Pflanzenschutzamt leitet, will noch nicht Alarm schlagen. Fürs Erste belässt er es beim Appell an alle, zur Gießkanne zu greifen, um Gärten und kleineren Bäumen über die nächsten Tage zu helfen: „Nicht kleckern, sondern klotzen“, laute die Parole. Also den Bäumen lieber jeden zweiten Tag drei große Kannen Wasser spendieren statt täglich eine kleine.

Der vorgezogene Dauersommer gefällt auch vielen Schädlingen. Die erste Miniermottengeneration des Jahres umschwärmte die Kastanien so zahlreich wie selten zuvor; die ersten braunen Fraßspuren sind schon auf den Blättern zu sehen. Auch die Ameisen vermehrten sich munter, zumal ihnen die Trockenheit nichts ausmacht. Aber einen Trost kann Schmidt bieten: Den Blattläusen sei es momentan schon wieder zu warm. Außerdem sind die Wasservorräte nach dem feuchten Winter zumindest für die großen Bäume noch nicht erschöpft.

Ist das nun der Anfang eines neuen Jahrhundertsommers? Eher nicht, sagt Riemann, der Meteorologe. Länger als acht, neun Wochen halte sich selbst die stabilste Wetterlage nicht. Ab Mitte Juni dürfte sich das Wetter also umstellen. Und demzufolge Ende Juni, wenn Siebenschläfer ist, nicht mehr ganz so hochsommerlich sein wie zurzeit. Aber bis man das genauer weiß, wird noch viel Wasser aus Spree und Bäumen verdunsten.

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