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 Im Berliner Humboldt-Forum haben die Johanniter und die „Stiftung Humboldt Forum“ einen Ort der Wärme eröffnet.

© imago/epd / imago/Christian Ditsch

Heißgetränke und Schach unter Designerlampen: Ort der Wärme öffnet im Berliner Humboldt-Forum

Das Angebot der Johanniter richtet sich an Menschen, die keine warme Wohnung haben. Mit Spieleecke und kleiner Bibliothek soll auch sozialer Austausch gelingen.

Hohe Decken, schicker Holzboden, runde Designer-Lampen: Da wo sonst einer der Museumsshops des Berliner Humboldt-Forums war, hat am Donnerstagnachmittag ein „Ort der Wärme“ eröffnet. Bis zu 60 Menschen können sich dort in der kalten Jahreszeit aufwärmen, ein kostenloses Heißgetränk und Snacks bekommen, aber auch soziale Kontakte knüpfen: Zu diesem Zweck steht auf einem der Tische ein Schachspiel aus Holz, für Kinder gibt es eine Spieleecke. Auch ein Spendenladen ist eingerichtet worden.

Die Idee kam von der „Stiftung Humboldt Forum“, die sich zur Umsetzung an die Johanniter wandte. Kurz nach der Eröffnung am Donnerstag sind noch kaum Gäste da – doch eine Frau ist gekommen. Sie hat die pelzumrandete Kapuze ihrer Winterjacke tief ins Gesicht gezogen und setzt sich mit dem Rücken zu allen anderen Personen, die im Raum sind. Auf den Tisch hat sie sich den Kaffee und den Muffin gestellt, den ihr ein ehrenamtlicher Helfer der Johanniter gegeben haben.

Keine Wohnung, Suche aussichtlos

Erst möchte die Frau gar nicht sprechen, dann erzählt sie doch: Sie sei fast 70 und habe derzeit keine Wohnung. Ihren Namen möchte sie nicht nennen. Dass sie in dieser Situation sei, sei ihr peinlich, dabei könne das jedem passieren. Sie hat in der „Bild“-Zeitung von der Eröffnung des Wärmeorts gelesen. Aus ihrer Handtasche zieht sie den ausgeschnittenen Artikel.

Seit über einem Jahr suche sie eine Wohnung, aber finde einfach keine. Inzwischen hat sie es aufgegeben. Ohne Wohnung mit Internetanschluss könne sie ohnehin nicht schnell auf Wohnungsinserate im Netz reagieren. Über das Angebot im Humboldt-Forum ist sie froh – auch wenn es ihr unangenehm ist, dort gesehen zu werden. Sie wolle nicht als Sozialfall gelten, sagt sie.

Menschen wie ihr, die im kalten Winter keine eigene warme Wohnung haben, wollen die „Stiftung Humboldt Forum“, die Johanniter und der Museumsshopbetreiber Muson Hilfe und Unterstützung bieten. Täglich außer dienstags wird dazu von 14 bis 18 Uhr der große helle Raum in Portal 3 des Museums geöffnet sein.

Björn Teuteberg, Regionalvorstand der Berliner Johanniter, äußert bei der Eröffnung die Hoffnung, damit auch ein niedrigschwelliges Angebot zu schaffen – gerade auch für Menschen, die ungern eine klassische Obdachlosenunterkunft aufsuchen würden. Mit dem Angebot wolle man Wärme geben und als Humboldt Forum „Teil der Stadtgesellschaft in all seiner Vielfalt werden“, sagt Christine Rieffel-Braune, Vorstandsmitglied der „Stiftung Humboldt Forum“.

Aufsteller am Eingang des Humboldt-Forums machen auf das Angebot aufmerksam.
Aufsteller am Eingang des Humboldt-Forums machen auf das Angebot aufmerksam.

© imago/epd / imago/Christian Ditsch

Der Wärmeort ist auch Teil des „Netzwerks der Wärme“, das der Senat unter Federführung von Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) im November gegründet hat.

Es ist ein Zusammenschluss aus verschiedenen Akteuren der Stadt, die Hilfsangebote für den kalten Winter schaffen. Geld vom Senat gibt es für den Wärmeort im Humboldt-Forum aber nicht – das wolle man auch gar nicht, sagt Regionalvorstand Teuteberg. Den Betrieb des „Orts der Wärme“ werden die Johanniter einzig mit Ehrenamtlichen bestreiten.

Ob das Berliner Stadtschloss inmitten des touristischen Zentrums der richtige Standort dafür ist, davon sind nicht alle überzeugt. Die Idee sei zwar sehr schön, sagt Künstlerin Francesca Karmrodt, die an diesem Tag in eine Ausstellung im Humboldt-Forum gehen will. „Aber es ist eine sehr homogene Gruppe, die ins Humboldt-Forum geht. Es wäre besser, ein solches Angebot an Orten zu schaffen, wo die sozialen Eintrittsbarrieren niedriger sind“, sagt die 27-Jährige.

Die Johanniter rechnen stattdessen mit vielen Gästen, sobald sich der Ort herumgesprochen hat. Auch bei ihren anderen Kältehilfeangeboten nehme man einen erhöhten Bedarf war, sagt Johanniter-Regionalvorstand Björn Teuteberg.

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