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Sitz und Sieg. So viel Platz wünschte sich vermutlich so mancher Hertha-Fan, der keine Karte mehr für das letzte Spiel am 15. Mai ergattern konnte.

© dapd

Hertha BSC: Vorfreude in Blau-Weiß

Als Hertha BSC vor 14 Jahren den Aufstieg schaffte, gab es bei der Ankunft der Mannschaft eine Polonaise im Flughafen Tegel. Und dieses Mal? Bei Hertha will noch niemand von der Aufstiegsfeier reden. Die Fangemeinde spekuliert trotzdem.

Am Flughafen Tegel spritzte das Bier aus den kalten Schultheiss-Büchsen. Die Lufthansa-Maschine dockte gerade an Gate 7 an, da jubelten draußen die Fans und schwenkten ihre blau-weißen Fahnen. Es war der 23. Mai 1997, das Flugzeug an Gate 7 kam aus München, und an Bord waren die Fußballer von Hertha BSC. Sonnenbrillen saßen auf ihren Nasen, die Augen waren verquollen. Die Fußballer hatten am Abend zuvor den Aufstieg drei Spiele vor Saisonende geschafft (und anschließend bis 6 Uhr morgens in der Münchner Promi-Disko „P1“, pardon, gesoffen). 500 Fans in Tegel waren eine ziemlich überschaubare Masse, und die begrüßende Politprominenz bestand auch nur aus Sportsenatorin Ingrid Stahmer von der SPD. Die Party wurde dennoch krachend laut. Mit einer Polonaise ging es durch den Flughafen zum Taxi-Stand. An der Spitze: Dieter Hoeneß, der damalige Hertha-Manager.

Hoeneß ist längst weg, Senatorin Stahmer ebenfalls, und der Flughafen Tegel wird auch bald Geschichte sein. Dort soll am Dienstag, 12 Uhr, die Mannschaft mit den Fußballern von Hertha BSC landen. Und wenn alles glatt läuft, dann steigen auch sie an diesem Tag in Tegel als Aufsteiger aus der Maschine AB 6440.

Noch wollen sie bei Hertha nicht über Aufstiegsfeiern reden. Aber spontan wird sich schon eine Disko finden lassen, wo der Champagner kreisen wird. In der „Puro Lounge“ im Europacenter haben die Spieler schon oft gefeiert. Oder gehen die Fußballer vielleicht in die „Taverne Pikilia“, in der Spanischen Allee in Nikolassee, wo auch Bundespräsident Christian Wulff oft isst? Beim Griechen trifft sich Hertha gern zu Teamabenden.

Es wird alles eine Nummer größer ausfallen als damals im Mai 1997. Da hatte der Klub gerade einmal knapp 2000 Mitglieder; heute sind es 22 000. Kein Zweitligist hat in der Geschichte der Bundesliga so viele Zuschauer im Durchschnitt angelockt wie Hertha, mehr als 45 000 werden es am Ende sein. Und längst gibt es Kneipen, die für Montagabend keine Reservierungen mehr annehmen: Herthas Spiel in Duisburg läuft live im Fernsehen.

Vielleicht fahren die Fans danach zum Kurfürstendamm. So war das schon einmal nach einem Aufstieg in die Bundesliga, im Mai 1990. Doch wenige Monate nach dem Mauerfall hatte die Stadt gewichtigere Anlässe zum Jubeln, als sich mit diesem etwas bieder-muffigen Klub aus Wedding zu freuen. Und sowieso: Live-Übertragungen aus Zweitligastadien im Fernsehen gab es damals noch nicht, die Fans hockten also tapfer in Wilmersdorf und Lichtenrade vor dem Videotext, dem Radio oder warteten auf einen Anruf aus dem Stadion, „wenn denn ein Münzfernsprecher zu finden war“, erinnert sich der Neuköllner Manfred Sangel, 51, eine Größe in der Fanszene. Wie Hertha denn nun 1990 den Aufstieg feierte? „Wir trafen uns vor dem Rathaus Schöneberg“, erzählt Sangel. Doch nicht mal 700 Fans kamen. Mit einem historischen BVG-Doppeldecker ging es zum Kurfürstendamm, oben tanzten die Spieler „und warfen blau-weiße Hertha-Halstücher runter“, erinnert sich Holger Spittel, 38. Ein paar Fans sind dem Bus mit Autos und auf Fahrrädern gefolgt, „aber das war eine ganz andere Dimension, heute würden da viel mehr mitmachen“.

Nur wie viele? Und wo? Vor dem Roten Rathaus wird gebaut, außerdem wär’s ja auch etwas übertrieben – Hertha würde ja nicht Meister der Ersten, sondern der Zweiten Liga. Das alte Vereinsheim am Gesundbrunnen ist verrottet. Und der Platz vor dem Hauptbahnhof ist zu trostlos, so sehr der Hauptsponsor Bahn auch werben mag. Gefeiert wird auf jeden Fall: Im Olympiastadion am letzten Spieltag, dem 15. Mai, mit 76 000 Plätzen restlos ausverkauft. Dort haben die Fans auch 1997 schon gefetet, hinterher bei Freibier auf dem Maifeld. Allerdings waren auch nur 22 000 da.

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