zum Hauptinhalt

Berlin: Hertha fühlt sich übergangen

Verein von Plänen des Senats überrascht, Olympiastadion allein zu übernehmen

Von

Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hat gestern im Parlament angekündigt, dass der Senat mit Hertha BSC Gespräche über den künftigen Betrieb des Olympiastadions aufnehmen wird. „Ich gehe davon aus, dass wir zu einer einvernehmlichen Lösung kommen“, sagte Sarrazin in der Fragestunde des Abgeordnetenhauses.

Nach der Insolvenz von Walter Bau gibt es im Senat Pläne, das Olympiastadion nicht nur in Besitz zu nehmen, sondern auch in Landesregie zu betreiben. Dann müsste das Land allerdings einen laufenden Kredit von 46 Millionen Euro übernehmen. Die Folge, so Sarrazin, wäre ein Anstieg der jährlichen Zinsausgaben des Landes um zwei Millionen Euro. Auch in Zukunft müsste der Kredit aus Pacht- und sonstigen Einnahmen getilgt werden – vor allem aus denen des Fußballbundesligisten Hertha BSC, aber auch aus denen anderer Nutzer wie dem DFB oder Konzertveranstaltern.

Bei Hertha haben die internen Überlegungen des Senats Überraschung ausgelöst. Der Manager des Bundesligisten, Dieter Hoeneß, sagte gestern: „Ich muss mich wundern, dass jetzt irgendwelche Pläne formuliert werden. Bisher war es so, dass man erst mit den anderen Gesellschaftern geredet hat. Das ist nicht passiert.“

Hoeneß bestätigte, dass die Insolvenz von Walter Bau Einfluss haben werde – laut Gesellschaftervertrag gebe es dafür aber „mehrere Optionen“. Der Senat könne hier nicht allein entscheiden. Rückblickend sei die Konstruktion der Betreibergesellschaft mit drei Gesellschaftern „nie unsere Traumkonstellation“ gewesen, sagte Hoeneß. „Je weniger Gesellschafter es gibt, umso besser.“ Grund zur Aufregung sieht Hoeneß jedenfalls nicht: „Momentan sind wir sehr entspannt. Eines muss man ganz klar sagen: Das Olympiastadion lebt von Hertha BSC.“

Auch Finanzsenator Sarrazin machte gestern deutlich, das er von der bisherigen Eigentümer- und Betriebskonstruktion wenig hält. „Ich hätte das damals nicht so gemacht.“ Er ließ aber noch offen, ob der Senat die Betreibergesellschaft des Stadions tatsächlich allein führen will, in der bisher Hertha und Walter Bau Mitgesellschafter sind. Alternativ dazu könnten die Anteile des Bauunternehmens auf die beiden anderen Gesellschafter übertragen werden. Dann hielte Hertha BSC 60 und das Land Berlin 40 Prozent.

„Wenn genügend Einnahmen kommen, könnte man so weitermachen“, sagte Sarrazin im Parlament. Es gebe aber ernst zu nehmende Stimmen, die das in Zweifel zögen. Das letzte Geschäftsjahr wurde mit einem Minus von zwei Millionen Euro abgeschlossen. Michael Rosentritt/

Ulrich Zawatka-Gerlach

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false