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Berlin: Herzlicher Abschied für Peter Strieder

Der Ex-Landeschef soll auf dem SPD-Parteitag am 20. Juni geehrt werden. Spekulationen über neuen Job für den ehemaligen Senator

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der ehemalige SPD-Landesvorsitzende Peter Strieder, der im Zuge der Tempodrom-Affäre alle politischen Ämter aufgegeben hat, wird auf dem turnusmäßigen Wahlparteitag der Berliner Sozialdemokraten am 20. Juni mit allen Ehren verabschiedet. „Das entspricht der Stimmung im SPD-Landesverband“, sagte Parteisprecher Hannes Hönemann dem Tagesspiegel. „Es hallt nichts nach.“

Strieder hat schon signalisiert, dass er gern zum Parteitag ins Palais am Funkturm kommen wird, auf dem der SPD-Fraktionschef Michael Müller zum neuen Landesvorsitzenden gewählt werden soll. Müller wird sich nicht verbiegen müssen, um warme Worte für den gestürzten Parteifreund zu finden. Sein Verhältnis zu Strieder war immer kritisch-freundschaftlich. In den schwierigen Wochen vor Ostern hat er den SPD-Chef und Senator loyal verteidigt. Trotzdem macht der 39-jährige Müller keinen Hehl daraus, dass er sich der jungen Generation zugehörig fühlt, die in der Berliner SPD längst das Szepter führt. Auf einem Kreisparteitag in Pankow wertete der künftige Landesvorsitzende den Rücktritt Strieders als „wichtigen Schritt für die Erneuerung der Partei und der Berliner Politik“. Ein Satz, der Distanz schafft, ohne nachzutreten. Das Thema Tempodrom wird auf dem Parteitag keine Rolle spielen.

Ein herzliches Dankeschön wird auf dem SPD-Landesparteitag sicher auch vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit zu hören sein. Sein Verhältnis zu Strieder, sagt ein Vertrauter, sei unbeschädigt. Auch wenn Wowereit nicht zu dessen Geburtstagsfeier kommen konnte, weil er auf Dienstreise in Wien war. Am 15. Mai ist Strieder 52 Jahre alt geworden und er soll froh gewesen sein, den Kreis der Gäste auf jene beschränken zu können, die er wirklich mag. Journalisten waren nicht zugegen.

Mit denen spricht der Ex-Politiker vorläufig nicht. Zu sehr fühlt er sich als gebranntes Kind der öffentlichen Medien in Berlin. Parteifreunde, die guten Kontakt zu ihm haben, sagen: Strieder geht es glänzend, nach einem schönen Urlaub in Spanien. Er sei entspannt, schon wieder tatendurstig und sondiere den Stellenmarkt. Eine Reihe interessanter Angebote lägen vor. Merkwürdigerweise ist es ein Christdemokrat, der Strieders berufliche Zukunft in der Glaskugel sieht.

„In der Stadt halten sich seit Monaten hartnäckig Gerüchte, er wolle in die Immobilienbranche“, gab der CDU-Abgeordnete Karl-Georg Wellmann schon in der Parlamentssitzung am 29. April zu Protokoll. Strieder werde mit der HSH Nordbank – Sitz in Hamburg und Kiel – in Verbindung gebracht, der inzwischen 85 Prozent der ehemals landeseigenen Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gehag gehören. Die Nordbank gehört auch zum Bieterkonsortium des US-Investmentsfonds Cerberus, die das öffentliche Wohnungsunternehmen GSW kaufen will.

In der SPD zuckt man nur mit den Schultern. Die Genossen wissen von nichts oder wollen nichts sagen. Schließlich gibt es schon seit eineinhalb Jahren Gerüchte, dass Strieder ins private Geschäftsleben wechseln wolle. Das hat der SPD-Mann immer heftig dementiert. Doch angeblich hat er Wowereit schon 2003 unter vier Augen verraten, sich mangels neuer, attraktiver politischer Aufgaben zurückziehen zu wollen. Der Abschied kam früher als gedacht und war nicht schön. Aber vielleicht sind die nachträglich kolportierten Wechselpläne ja nur ein Zweckgerücht.

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