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Berlin: Hier tanzt das Ross Flamenco

Pferde, Reiter, Attraktionen: Anfang Februar gastiert Apassionata im Velodrom, eine Show mit berühmten Lipizzanern. In den Sätteln sitzen internationale Stars

Die Zuschauer halten die Luft an, wenn Celine Willms auf ihrem Lipizzaner-Hengst „Pegasus“ reitet. Freihändig schwebt sie im weißen Kleid zu Opernklängen auf dem Pferderücken. Märchenhaft wirkt der Auftritt. Anlässlich des 50. Thronjubiläums von Queen ElizabethII. war ihre Vorführung zur „Royal Windsor Show“ eine der Hauptattraktionen.

Bald können sich die Berliner wie die Queen fühlen. Am 7. Februar gastiert die Reiterin mit ihrem „Kaiserschimmel“ – so bezeichnet man Lipizzaner auch – im Velodrom. Einen Tag nur ist dort die Show „Apassionata – Die Galanacht der Pferde“ zu sehen. Außer Celine Willms, der ehemaligen Grand-Prix-Reiterin der belgischen Nationalmannschaft, und ihren eleganten Lipizzanern gibt es aber noch mehr Glanzlichter.

32 Hengste aus Züchtungen der weltberühmten Pferderassen Lipizzaner, Andalusier, Lusitanos, Friesen und Araber aus fünf Ländern zeigen mit ihren internationalen Reitern – unter anderen aus Marokko und Portugal – ihre Kunst: Pas de Quatre, Freiheitsdressuren, Spiegel-Pas de Deux, Trickreitereien, Quadrille, Hohe Schule an der Hand und am langen Zügel und wie die einst an europäischen Höfen entwickelten Künste dieser Königspferde noch so alle heißen.

Der Fernsehmoderator Gerhard Schmitt-Thiel führt durch das Programm, zu dem auch Opernsänger, Stelzenläufer, Flamencotänzer und Gitarristen gehören. Mit der aufwendigen Inszenierung „Apassionata“ versucht sich der Berliner Veranstalter Peter Massine erstmals als Produzent. Gemeinsam mit seinem Partner Robert Wagner aus München setzte er „alles auf eine Karte“, um ein Mal nicht im Auftrag zu arbeiten, sondern selbst etwas zu schaffen. Bis jetzt muss er nicht bange sein – erst jüngst am 3.Januar war die Show in der Münchner Olympiahalle restlos ausverkauft.

Am 21. April eröffnen Ross und Reiter sogar den Weltcup im Springreiten in Milano – bis dahin muss Miguel Barrionuevo noch ein wenig im kalten Deutschland frieren. Der Spanier gehört in der Show „Apassionata“ zu den Reitern, die mit ihren Tieren die Geschichte von der uralten magischen Anziehungskraft zwischen Mensch und Pferd demonstrieren. Gänsehaut bekommen die Zuschauer, wenn der mehrfache spanische Dressur-Meister auf einem Andalusier den „Zapateado“ vorführt – einen Tanz, den sein brauner Hengst ebenso meisterlich beherrscht, wie die Flamencotänzerin, die Pferd und Reiter umgarnt.

Daheim besitzt der Spanier eine eigene Reitanlage. Das „Centro Ecuestre Artequus“ ist ein idyllischer Ort: Bougainvilleas ranken da in verschwenderischer Fülle an schneeweißen Mauern, Pferde recken ihre Köpfe aus den Boxen in den blauen Himmel oder galoppieren über den Pferdehof. Ein magischer Ort für einen kreativen Künstler – als ein solcher, nicht als Sportler, sieht sich Miguel Barrinuevo, der „Pferdeflüsterer von Malaga“. Geradezu lyrisch spricht der kleine Mann im dunkelblauen Samtanzug mit goldener Litze über Pferde, mit denen der 44-Jährige seine Gefühle ausdrückt. Ab seinem zehnten Lebensjahr habe er nach der Art des Reitens gesucht, „die seine Seele anspricht“, sagt er und schwärmt: „Das Schönste am andalusischen Pferd ist sein Herz.“ Schlechte Tiere gibt es für ihn nicht, nur schlechte Halter. „Der liebe Gott hat uns einen Kopf gegeben, um mit dem Pferd gut zu leben.“ Es gelte, Vertrauen aufzubauen, das sei das Wichtigste. Irgendwann sehe er dem Tier in die Augen und wüsste: „Jetzt kann es los gehen, jetzt kannst du den Sattel auflegen.“ Am 7. Februar auch in Berlin.

Heidemarie Mazuhn

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