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Berlin: Hilton nach Bombendrohung geräumt

Delegationen der Antisemitismus-Konferenz wohnen in dem Hotel. Auch US-Botschafter war zu dem Zeitpunkt dort. Verkehr brach zusammen

Nach einer anonymen Bombendrohung ist gestern Abend das Hilton am Gendarmenmarkt geräumt worden. Eine Frau hatte gegen 17 Uhr in dem Luxushotel angerufen und angekündigt, dass „eine Bombe hochgeht“. Das Hilton informierte die Polizei, die nahm die Drohung sehr ernst. Denn in dem Hotel fand schon gestern im Vorfeld der Antisemitismus-Konferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eine Tagung mit israelischen und amerikanischen Teilnehmern statt. Als um 17 Uhr der Alarm einging, war nach Tagesspiegel-Informationen auch der amerikanische Botschafter Dan Coats im Haus. Die knapp 500 Gäste des Fünf-Sterne-Hotels wurden vom Personal ins Freie geführt, später ins benachbarte Schauspielhaus. Nach der Räumung begann die Polizei gegen 18 Uhr mit der Durchsuchung mit Sprengstoffspürhunden. Um 21.35 Uhr gab die Polizei Entwarnung, nach viereinhalb Stunden durften die Gäste in ihre Zimmer zurück.

Auf Anweisung der Polizei sperrte die BVG um 18.10 Uhr die beiden U-Bahn-Linien 2 und 6, die unter der Mohrenstraße und der Friedrichstraße fahren. Für Tausende Fahrgäste wurde die Heimfahrt beschwerlich, da auch kein Bus-Ersatzverkehr angeboten wurde. Denn die Busse für die U6 hätten auch nur in dem Stau gestanden, der sich rund um die Absperrungen der Polizei am Gendarmenmarkt gebildet hatte. Die Situation entspannte sich, als um 19.45 Uhr die U6 wieder fuhr, die U2 musste bis 21.35 Uhr mit anderen Linien umfahren werden.

Viele Gäste des Hotels dachten an eine Übung, als die Sirene mit einem Dauerton zum Verlassen des Hauses aufforderte. Angestellte schlossen einen erneuten Fehlalarm nicht aus. „Es gab häufiger Alarm in letzter Zeit“, sagte eine Angestellte. Immer sei ein stark qualmender Heißluftofen in der Küche dafür verantwortlich gewesen, der die Rauchmelder zum Anschlagen gebracht hatte. „Deshalb haben wir das zunächst nicht ernst genommen“, sagte die Angestellte. Sie habe sogar noch in Ruhe die Toilette aufgesucht. Zwei junge Frauen, die nur mit Bademänteln bekleidet auf dem Gendarmenmarkt froren, berichteten, dass sie im Wellness-Bereich keine Sirene gehört hatten. Sie seien vom Masseur auf die Straße geführt worden. Dort verteilten Zimmermädchen zunächst Decken, später, nachdem es zu regnen begonnen hatte, auch Regenschirme. Als letzte wurden gegen 18 Uhr zwei ältere Frauen aus dem Hotel auf die Mohrenstraße geführt. Später forderte die Hoteldirektion die Gäste auf, in die Kantine des Schauspielhauses zu kommen.

Die Feuerwehr schickte einen Notarztwagen und drei Rettungswagen zum Hilton, „aus Vorsicht so viele“, sagte Feuerwehrchef Albrecht Broemme am Abend dem Tagesspiegel. Durch die bevorstehende Konferenz sei die Lage ernster als sonst. In einem benachbarten Friseursalon bereitete die Feuerwehr eine Verletztensammelstelle vor. Die Polizei sagte bis zum späten Abend nicht, ob die Anruferin Details oder eine Begründung genannt habe. Wegen der Antisemitismus-Konferenz der OSZE, zu der am Mittwoch mehrere hundert Teilnehmer erwartet werden, werde jedoch ein politisches Motiv nicht ausgeschlossen. Unter den Hotelgästen sind viele Amerikaner – Konferenzteilnehmer und Touristen. Morgen soll im Rahmen der Konferenz ein Empfang im Hilton stattfinden, zu dem Außenminister Fischer eingeladen ist. Auch US-Außenminister Powell wird auf der Konferenz erwartet – er allerdings übernachtet im Hotel Interconti.

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