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Berlin: Himmliche Erleuchtung

Günter Ries hat die Lichtbrücke entworfen, die vom Berliner Dom zur Sankt Hedwigs-Kathedrale strahlt

„Heute bin ich Maler“, steht auf einem gelben Schild zum fünften Hof der Weddinger Gerichtstraße 12/13. Im Treppenhaus brummen Maschinen, vermischt mit Fetzen klassischer Musik. Günter Ries Atelier ist hell, an den Wänden hängen Collagen aus Goldblättern, übermalt mit Schwarz. Auf dem Boden liegen Stapel mit Entwürfen, Skizzen und Pressematerial zu seinem neusten Projekt. Günter Ries hat die Lichtbrücke entworfen, die während des Kirchentags von 22 Uhr bis zwei Uhr einen weißen Lichtstrahl zwischen die Kuppeln des Berliner Doms und der Sankt Hedwigs-Kathedrale spannen wird.

Genaugenommen sind es zwei Strahle, die sich über dem Lustgarten kreuzen. Die Idee zur Installation hatte Ries, als er für seine Arbeit an der „blauen Kathedrale“ der Sankt Hedwigs-Kathedrale aufs Dach stieg. „Mir ist aufgefallen, dass man einen direkten Blick auf den Berliner Dom hat.“ Die Lichtbrücke soll die Beziehungen an sich symbolisieren, „wie zwei Menschen, die sich lieben, aber auch die Verständigung, die Annäherung und die Verbindung der beiden Konfessionen.“ Zwei 7000 Watt Xenon-Lichter wurden auf den Dächern der beiden Gotteshäuser befestigt. Durch ihren mehrfach stärkeren Strahl als der einer Halogenleuchte wird ein sehr weißes Licht erzeugt. „Die Intensität war mir wichtig. Farbige Strahlen wären viel weniger hell.“ Günter Ries ist kein Christ. „Ich bin ein Freigeist.“ Ihn reizt die Arbeit mit Licht, aber auch dem Objekt Kirche. „Ich bin schon oft in Kirchen gegangen, um den Raum zu erfassen.“ Licht im Raum ist das Leitmotiv in Günter Ries Arbeit – und einfache Motiv. Viele der Collagen von Ries haben ein Kreuz integriert. „Mir ist das Kreuz nicht als christliches Zeichen wichtig, sondern als universelles Zeichen, das schon vor langer Zeit in allen Kulturen der Welt verwandt wurde.“

Die Lichtbrücke ist für Ries ebenfalls ein Symbol, mit dem jeder etwas anfangen kann, Christen sowie Nicht-Christen. Lichtinszenierungen sieht Günter Ries als Aufführungen mit einem Spannungsbogen. Er würde gerne einmal die Natur in Szene setze. Eine weiße Plane hinter einen Apfelbaum stellen und mit UV-Licht anstrahlen. „Das würde den Blick für die Natur radikal verändern.“ Denn das Wesentliche liege in der Wahrnehmung.

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