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Berlin: Hin und weg

lässt keine Flucht vor der Verantwortung durchgehen Das Theaterprojekt der Haftanstalt Tegel heißt „Aufbruch“ und wird in einer Woche die Premiere eines Stückes von Heiner Müller präsentieren. Ohne einen verurteilten Drogendealer.

lässt keine Flucht vor der Verantwortung durchgehen Das Theaterprojekt der Haftanstalt Tegel heißt „Aufbruch“ und wird in einer Woche die Premiere eines Stückes von Heiner Müller präsentieren. Ohne einen verurteilten Drogendealer. Aber Ausbruch ist ja auch eine Art von Aufbruch. Der scheint in der Justizverwaltung gleichfalls nötig. Düpiert ist eine Senatorin, die vor zwei Jahren, nach der Flucht eines Häftlings durchs Toilettenfenster, erklärte, nun würden Häftlinge auf Ausgang nur noch von Männern begleitet – und diese Ankündigung nie umsetzte. Jetzt disziplinarrechtliche Ermittlungen gegen die Leitung der Haftanstalt anzustrengen, die den Knacki zum Abschiedskaffee ins Kranzler spazieren ließ, ist wenig überzeugend. Denn die Senatorin Karin Schubert war zwar klug genug, ihre Anweisung nicht schriftlich zu fassen, nachdem sie erfuhr, dass die Gleichstellungsbeauftragte gegen die Anordnung war. Schubert musste aber gleichzeitig klar sein, dass in der Realität auch weiterhin Bewacherinnen mit Häftlingen unterwegs sein werden – und vor der Toilettentür stehen bleiben, während der Häftling abhaut. Die Senatorin ließ sich auf der Nase herumtanzen, anstatt zu reagieren: weder mit einer klaren Anweisung noch damit, dass sie den absurden Vorgang öffentlich machte. In beiden Fällen hat die Justizsenatorin ihre Verantwortung nicht wahrgenommen – und die Berliner blieben ungewarnt. Dafür aber ist nicht die Haftanstalt verantwortlich, dafür gibt es so etwas wie eine politische Verantwortung.

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