zum Hauptinhalt

Berlin: Hinter den Kulissen: Böger und die erste Geige und mehr

Ach, schon wieder das liebe Geld. Als der Senat am Dienstag über die Umwandlung des Philharmonischen Orchesters in eine Stiftung diskutierte, wurden auch die Gehälter der Musiker angesprochen.

Ach, schon wieder das liebe Geld. Als der Senat am Dienstag über die Umwandlung des Philharmonischen Orchesters in eine Stiftung diskutierte, wurden auch die Gehälter der Musiker angesprochen. Ein Spitzenorchester verdient auch Spitzengehälter. Natürlich wurden darüber sogleich Scherze gemacht. Ob es sich denn lohne, vom Senat zu den Philharmonikern zu wechseln, wollte Bürgermeister Klaus Böger wissen. Innensenator Eckart Werthebach fiel darauf sogleich die Frage ein: "Was wollen Sie denn spielen?" Für Böger konnte es darauf nur die eine Antwort geben: "Die erste Geige natürlich." Man lachte herzlich. Böger wollte schon immer ganz vorn auf dem Podium stehen. Inzwischen hat sein Ehrgeiz Grenzen. Als ihn Abgeordnete der Opposition am Donnerstag im Abgeordnetenhaus mit Fragen zu den Öffnungszeiten der städtischen Bäder löcherten, bremste Böger die Wissbegier. Er könne nicht auch noch der oberste Bademeister in Berlin sein.

Wie gut, dass es die elektronische Post gibt. Schnell und unbürokratisch klappt der Informationsaustausch quer über den Erdball. Auch frühere Politiker interessieren sich für die aktuelle Lage in der Stadt. Neben Presseberichten will der in der Fremde lebende politische Mensch auf Einschätzungen früherer Weggefährten nicht verzichten. Und dabei kommt es auch gar nicht auf die gleiche politische Couleur an. Der SPD-Pressesprecher Peter Stadtmüller und der frühere Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jürgen Wachsmuth pflegen einen regen e-mail-Kontakt zwischen Berlin und Santo Domingo. Dort arbeitet Herr Wachsmuth als Entwicklungshelfer. Dank Internet ist er über die Koalitionskrise bestens im Bilde. So schrieb er an Herrn Stadtmüller eine Mail, in der er sein "ungläubiges Staunen über den Prozess der Geschlossenheit der Berliner SPD" schilderte. Ob der Eindruck trüge, oder ob es die SPD mit den angedrohten Neuwahlen "wirklich ernst" meine? Peter Stadtmüller war um eine Antwort nicht verlegen und schrieb zurück: "Lieber Jürgen, wir meinen es sehr ernst."

Farbenspiele der ganz anderen Art amüsierten die Mitglieder des nicht öffentlich tagenden Vermögensausschusses. PDS-Fraktionschef Harald Wolf unterschrieb in Ermangelung eines anderen Stiftes mit roter Kugelschreibermine auf der Anwesenheitsliste. Der Finanzstaatssekretär Hugo Holzinger monierte die rote Farbe, die eigentlich den Staatssekretären zugedacht ist. Ob Herr Wolf sein Interesse an einen Posten als Staatssekretär bekunden wolle. Nein, nein, erwiderte der Fraktionschef, das passe nicht in seine Lebensplanung. Aber ob Herr Holzinger ihm vielleicht einen grünen Stift zur Verfügung stellen könne. Die Farbe aber behagte dem Staatssekretär nun überhaupt nicht. "In der derzeitigen Situation kann ich Ihnen beim besten Willen keinen Stift mit grüner Mine überreichen." Er wolle keine politischen Irritationen auslösen: Mit Grün unterschreiben nur die Senatoren.

Der Staatspräsident von Usbekistan war in Berlin zu Besuch und wie es so üblich ist, gab der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen ein Mittagessen. Der Gast war entzückt von seiner Tischnachbarin - Monika Diepgen. Die Ehefrau des Regierenden bekannte, dass sie noch nie in Usbekistan war und wurde auf der Stelle eingeladen. Zu einem ganz offiziellen Besuch. Die Grünen-Fraktionschefin Sibyll Klotz, die auch an dem Essen teilnahm, konnte sich für den Vorschlag des Senatssprechers Michael-Andreas Butz, Monika Diepgen zu begleiten, nicht erwärmen. Nein; sie müsse in Berlin den politischen Kampf weiterführen.

Boulevard Berlin: Was die Stadt bewegt...

mehr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false