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Hintergrund: In Berlin gilt Ethik für alle

Die von Berlin 2006 beschlossene Einführung eines staatlichen, bekenntnisfreien Ethik-Unterrichts ist bundesweit einmalig. Die Einführung des Fachs hatte eine bundesweite Debatte ausgelöst.

Berlin - Er geht noch weiter als das Brandenburger Fach Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER), weil es alle Schüler zur Teilnahme verpflichtet und eine Abwahl zugunsten des Religionsunterrichts nicht zulässt. Dieser kann weiterhin auf freiwilliger Basis zusätzlich besucht werden.

Das Berliner Modell, das von großen Teilen der hauptstädtischen SPD sowie Linkspartei/PDS und Grünen unterstützt wird, hatte eine bundesweite Debatte ausgelöst. Widerstand kam dabei auch aus der Bundes-SPD. Spitzenpolitiker wie der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann sprachen sich öffentlich für ein Wahlpflichtfach Ethik/Religion aus, wie es auch von den Kirchen und der CDU gefordert wird.

Religionsunterricht in Stadtstaaten freiwillig

Dagegen verwiesen die Befürworter des neuen Modells auf die Sonderstellung Berlins wie auch Bremens beim Religionsunterricht. Nach der so genannten Bremer Klausel im Grundgesetz ist er in den beiden Stadtstaaten kein ordentliches Lehrfach, sondern lediglich ein freiwilliges Angebot. Nicht kirchlich gebundene Schüler können stattdessen in ihrer Freizeit an dem vom Humanistischen Verband getragenen weltlichen Lebenskundeunterricht teilnehmen.

Lange wollte die Berliner SPD an diesem Status nicht rütteln. Ein Umdenken setzte erst ein, nachdem die umstrittene Islamische Föderation vor Gerichten das Recht zur Erteilung von Islamunterricht an staatlichen Schulen durchgesetzt hatte und inzwischen vor allem in Kreuzberg und Neukölln den Koran lehrt. Befördert wurde die Diskussion auch durch den so genannten Ehrenmord an einer jungen Deutsch-Türkin im Februar 2005, der von Neuköllner Schülern öffentlich gebilligt worden war. Danach kam eine breite gesellschaftliche Debatte über die Notwendigkeit einer Werteerziehung in Gang. (tso/ddp)

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