zum Hauptinhalt
Hitzefrei? Gibt's doch gar nicht mehr.

© dpa/ZB

Hitze in Berlin: Hurra, Hurra, die Schule glüht

Viele Schulen lassen es vor den Ferien langsamer angehen – auch ohne Hitzefrei. Das gibt es nämlich eigentlich schon lange nicht mehr.

Langsam ist die Luft raus: „Noch diese Woche, dann noch die nächste, und dann nur noch drei Tage“, rechnet die Tochter am Frühstückstisch vor. So lange dauert es, bis die Sommerferien anfangen. Relativ spät für Berliner Verhältnisse – in den vergangenen Jahren, so die gefühlte Erinnerung, war doch meist schon Ende Juni Schluss. Und tatsächlich, ein Blick in den Kalender zeigt, dass die Schüler zuletzt 2009 bis zum 15. Juli auf den Ferienbeginn warten mussten.

Na wie gut, dass schon wieder ein Ausflug mit Picknick im Park ansteht. Und am Freitag fahren die Grundschüler an den Wannsee zur Liebermann-Villa: „Berlin-Erkundung“. Es sei ihnen gegönnt.

„So kurz vor den Zeugnissen machen viele Schulen noch mal Wandertage“, sagt Beate Stoffers, Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung. Den Schulen sei es freigestellt, wie sie die Wandertage legen. „Wann es sinnvoll ist, sie durchzuführen, entscheiden die Schulen selbst. Um draußen zu sein, bietet es sich jetzt natürlich eher an als im Januar.“

Und was wäre noch sinnvoll angesichts der Temperaturen – vielleicht Hitzefrei? Schade nur, dass es das nicht mehr gibt, zumindest nicht offiziell. Bis 2008 galt die Regel: Wenn um 11 Uhr im Schulhaus 25 Grad gemessen werden, ist um 12.30 Uhr Unterrichtsschluss. Wenn die 25 Grad schon um 10 Uhr erreicht wurden, sollten die Schüler sogar schon um 11.30 nach Hause gehen.

Aber das war einmal, heute gilt: „Schule ist Pflicht. Und der Ausfall oder das Versäumen von Unterricht muss die Ausnahme sein“, heißt es auf der Homepage der Bildungsverwaltung. Der Unterricht müsse den Witterungsverhältnissen angepasst sein – und was das heißt, entscheiden die Schulleiter. „In manchen Altbauten ist es auch bei Hitze kühl, während es in einem Neubau mit Glasfronten vielleicht unerträglich heiß ist“, erklärt Stoffers. Manchmal könne man den Unterricht ins Freie verlegen, manchmal in kühlere Räume ausweichen. Oder es gibt Kurzstunden, 30 statt 45 Minuten lang.

Dass es da mal was gab mit Namen Hitzefrei, ist aber weiter fest verwurzelt in den Vorstellungen vieler Schüler. „Immer wenn es auch nur ansatzweise warm ist, geht die Hälfte der Schüler zu den Lehrern und fragt, ob wir Hitzefrei bekommen“, erzählt der 15-jährige Maurice, der aufs Eckener-Gymnasium in Mariendorf geht. „Aber der Schulleiter sagt dann jedes Mal: ,Hitzefrei gibt es, wenn im kältesten Raum der Schule mehr als dreißig Grad gemessen werden.’ Und das passiert natürlich nie.“

Streng geht es vor allem an den Oberschulen zu. An Grundschulen sind viele Rektoren schon eher bereit, die letzten Stunden ausfallen zu lassen – und manche scheinen sogar prophetische Talente zu besitzen: An einer Grundschule in Gropiusstadt etwa bekamen die Eltern schon am Dienstag die Mitteilung, dass von Donnerstag bis kommenden Dienstag wegen der Hitze nur bis 12.30 Uhr unterrichtet werde und ansonsten eine Notbetreuung angeboten werde. Dazu sind die Grundschulen übrigens verpflichtet: An Halbtagsschulen müssen die Kinder bis 13.30 Uhr, an Ganztagsschulen bis 16 Uhr betreut werden – und zwar unabhängig davon, wie heiß es ist.

Weitere Artikel zum Thema Schule finden Sie auf www.tagesspiegel.de/schule.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false