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Berlin: Holocaust-Plakat: Michel Friedman: Plakat muss weg

Die Kritik an dem Riesenposter mit der Aufschrift "den holocaust hat es nie gegeben" wird schärfer. "Das Plakat muss weg", sagte gestern Michel Friedman, Vizepräsident des Zentralrats der Juden.

Von Frank Jansen

Die Kritik an dem Riesenposter mit der Aufschrift "den holocaust hat es nie gegeben" wird schärfer. "Das Plakat muss weg", sagte gestern Michel Friedman, Vizepräsident des Zentralrats der Juden. Er empfinde den Slogan im Spendenaufruf des Förderkreises für die Errichtung des Holocaust-Mahnmals als "unerträglich". Die Aussage prangt auf dem Plakat, vor einer Bergkulisse, am Gebäude der DG-Bank am Pariser Platz. Der Vorwurf eines ehemaligen KZ-Häftlings, der Förderkreis betreibe mit diesem Spendenaufruf Volksverhetzung, stößt jedoch weithin auf Unverständnis. "Wer in der heutigen Medienwelt Aufmerksamkeit erregen will, muss auch mal provozieren", sagte gestern der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Er hatte am 19. Juli zusammen mit weiteren Politikern sowie dem Förderkreis das "Mega Poster" präsentiert.

Aus Empörung über den Slogan haben, wie berichtet, mehrere Personen Anzeige erstattet. Unter ihnen befindet sich ein Berliner Jude, der im KZ gesessen und Angehörige in Auschwitz verloren hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Förderkreis wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

"Wer sich mit der Textzeile und der Erläuterung auseinander setzt, kann das Plakat nicht missverstehen", sagte Wowereit. Auch die Fraktionschefin der Berliner Grünen, Sibyll Klotz, verteidigte den Spendenaufruf und nannte ihn "genial". Sie habe aber Verständnis für Holocaust-Überlebende, die sich von dem Slogan getroffen fühlen. "Das ist nicht lächerlich", sagte Klotz. Mit diesem Wort hatte Lea Rosh, die Vorsitzende des Förderkreises, auf die Strafanzeige reagiert. Unterdessen hat sich die Stiftung für das Holocaust-Mahnmal von dem Aufruf des Förderkreises distanziert. Salomon Korn, Mitglied des Stiftungskuratoriums, warf Lea Rosh sogar "Holzhammer-Methoden" vor.

Gegen den Vorwurf der Volksverhetzung nahm auch Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden, den Förderkreis in Schutz. Spiegel betonte jedoch, das Plakat sei misslungen. "Dass sich ein Überlebender durch die Textzeile verletzt fühlt, kann ich verstehen", sagte Spiegel, "aber nicht, dass Strafanzeige gestellt wird". Auch Friedman hält eine Anzeige für falsch, warnte aber: "Wenn 25 Prozent der Jugendlichen nicht wissen, was Auschwitz war, können sie durch ein solches Plakat verführt werden."

Friedman verteidigte Rosh aber auch: "Der wahre Skandal ist nicht das Plakat, sondern die Gleichgültigkeit in der Gesellschaft gegenüber dem Projekt des Holocaust-Mahnmals". Der Förderkreis habe bislang lediglich eine Million Mark Spendengelder sammeln können. "Das ist ein Offenbarungseid dieser Gesellschaft, was die Identifikation mit dem Mahnmal angeht", sagte Friedman. Deshalb sei das Plakat ein "misslungener Hilfeschrei".

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