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Berlin: Homo-Ehe: Die ersten wollen schon im August heiraten

In den Standesämtern in Berlin glühten nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum Gesetz für "Eingetragene Lebenspartnerschaften" für schwule und lesbische Paare die Telefonleitungen. "Wir werden überschüttet von Anfragen", sagte am Donnerstag die Standesamt-Leiterin von Schöneberg, Aßmann.

In den Standesämtern in Berlin glühten nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum Gesetz für "Eingetragene Lebenspartnerschaften" für schwule und lesbische Paare die Telefonleitungen. "Wir werden überschüttet von Anfragen", sagte am Donnerstag die Standesamt-Leiterin von Schöneberg, Aßmann. Bis zum frühen Nachmittag seien siebzig Termine vergeben worden, unter anderem für Beratungen und Partnerschaftsprüfungen.

Zum Thema Online-Umfrage: Spiegelt das Ja zur Homo-Ehe die Stimmung in der Bevölkerung wider? Der Bezirk Schöneberg geht schon richtig professionell mit der neuen Situation für die Standesämter um. Möglicherweise gibt es dort die ersten Trauungen. Auch in der Heiratsbuchabteilung in Neukölln sind bereits "einige Termine" vergeben worden, sagt die dortige Standesbeamtin Katrin Baumgart. Die ersten Eheschließungen werde es ab Mitte August geben, da auch bei homosexuellen Paaren geprüft werde, ob sie schon verheiratet sind.

Dagegen besteht in anderen Bezirken Beratungsbedarf. Beim Standesamt in Mitte bitten die Mitarbeiter alle Interessenten, frühestens nach dem ersten August zu erscheinen: "Wir wissen selber noch nicht, was wir machen sollen, welche Papiere die Paare brauchen", sagt Abteilungsleiter Thorsten Frey. Auch in Zehlendorf wurden die knapp 15 Anrufer auf Donnerstag nächster Woche vertröstet.

Deshalb wird die Aufsichtsbehörde der Standesämter in Berlin viele Mitarbeiter für die Homo-Trauungen schulen. Das Abgeordnetenhaus hatte bereits Ende Juni beschlossen, dass die Registrierung der Lebenspartnerschaft im Standesamt erfolgt, weil für die Bestimmungen des Ortes der Eintragung die Länder verantwortlich sind. "Ein Termin für die Schulung steht noch nicht fest", sagt Michael Theis von der Aufsichtbehörde. Zu Verzögerungen werde es jedoch nicht kommen. Er versicherte, dass bis dahin alle Beamten "fit" sind.

In den Räumen des Lesben und Schwulenverbandes in der Katzbachstraße in Kreuzberg fand nach der Gerichtsentscheidung am Mittwoch eine spontane Feier statt. "Für uns hat die Entscheidung schon eine historische Bedeutung", sagt Jürgen Zimmermann vom Landesvorstandes.

Direkt nachdem das Bundesverfassungsgericht das Urteil gefällt habe, hätten fast alle 280 Mitglieder des Vereins von der Arbeit aus zum Telefon gegriffen. Allerdings könne er sich vorstellen, dass einige Paare bewußt aufgrund des "Mißverhältnisses" zwischen Rechten und Pflichten auf die Eintragung verzichten werden. Der Verein hofft, dass das Ergänzungsgesetzt, das zum Beispiel alle steuerlichen Belange regelt, die Zustimmung des Bundesrates erhält. Auch nach der "Ehe-Schließung" würden Homosexuelle Paare wie ledige Menschen behandelt. Gemeinsame Adoptionen seien ebenfalls nicht möglich. Dabei sind die Bedürfnisse von homosexuellen Menschen nicht anders als die von Heterosexuellen. Auf die Frage, ob er denn heiraten werde, sagte Jürgen Zimmermann: "Ja, wenn ich einen Mann finde."

"Wir finden, dass wir uns noch weiter engagieren müssen", sagte am Donnerstag auch Birol Izik vom Verein "Türkiyeli Gay" (Schwule aus der Türkei). Der Verein ist noch ganz neu in Berlin . Erst gestern haben die noch wenigen Mitglieder die erste Satzung verabschiedet.

Der Verein kämpfe unter anderem für das Aufenthaltsrecht von illegalen Schwulen und Lesben, sagt Birol Izik. Allerdings sieht er auch neue Probleme auf die ausländischen Schwulen und Lesben zukommen. Nach dem neuen Gesetzt können ausländische Partner nach der Registrierung als Lebensgemeinschaft beim Standesamt nicht mehr abgeschoben werden. "Durch Scheinehen können neue Abhängigkeitsverhältnisse entstehen", befürchtet Izik.

suz

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