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Homophobie: Sizzla-Konzert ins Huxley's verlegt - und wieder abgesagt

Das geplante Konzert des homophoben Dancehall-Interpreten Miguel Collins ("Sizzla") ist am Donnerstag endgültig abgesagt worden. Aufgrund der massiven Proteste wurde das Konzert bereits im Kesselhaus abgesagt und sollte im Huxley's stattfinden. Doch auch dort hat es nicht stattgefunden.

Es war ein Tag wie eine Achterbahnfahrt: Erst hieß es gestern Mittag, das Konzert des für seine schwulenfeindlichen Texte bekannten Reggae-Sängers Sizzla würde wie geplant im Kesselhaus stattfinden. Allerdings nur, wenn der Künstler – der in einigen seiner Lieder offen zum Mord an Schwulen aufruft – sich schriftlich verpflichten würde, eine Kampagne gegen Homophobie in seiner Heimat Jamaika zu finanzieren und aktiv zu unterstützen. Und wenn der 33-Jährige sich in einer öffentlichen Videobotschaft im Internet gegen Gewalt gegenüber Homosexuellen aussprechen würde.

Diese Forderungen waren nach massiven Protesten von Schwulenverbänden und Politikern gegen den Auftritt des eigentlich mit einem Schengen-Einreiseverbot belegten Sängers kurzfristig gemeinsam vom Kesselhaus, dem Künstlermanagement und dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland, kurz LSVD, ausgearbeitet worden. Sizzla wollte jedoch nicht unterschreiben und soll dies am Nachmittag auf der Fahrt nach Berlin während eines Telefonats mit dem Geschäftsführer des Kesselhauses, Sören Birke, mit den Worten begründet haben: „Ich verstoße sonst gegen die Gesetze meines Landes.“

„Es ist nur folgerichtig, dass das Kesselhaus daraufhin den Auftritt abgesagt hat, und wir begrüßen diesen Schritt sehr“, sagte LSVD-Sprecher Klaus Jetz nach Bekanntgabe der Konzertabsage und fügte hinzu: „Doch es bleibt abzuwarten, ob der Künstler nicht einen anderen Ort in Berlin findet.“ Sizzla und sein Manager Klaus Maack seien nämlich dafür berüchtigt, „es immer wieder zu probieren“. Und tatsächlich: Kurz darauf wird bekannt, dass Sizzla am selben Abend im „Huxleys neue Welt“ in der Hasenheide auftreten soll. Bereits Donnerstagfrüh sei bei ihnen eine Anfrage des Londoner Veranstalters Pride Music International eingegangen – für den Auftritt eines nicht namentlich genannten Künstlers, erzählt Huxleys-Mitarbeiter Christoph Becker. „Und da der Vertrag zustande kam und rechtswirksam ist, kann er von uns nicht gebrochen werden“, so Becker. Doch zwei Stunden später sieht alles, wen wundert es noch, schon wieder ganz anders aus: Das Huxleys sagt Sizzlas Auftritt ab und distanziert sich auf seiner Homepage ausdrücklich vom Inhalt der Veranstaltung. „Ich kann nur vermuten, dass uns dies juristisch doch möglich ist, weil der Schaden für unser Haus unverhältnismäßig groß wäre", sagt Becker auf Rückfrage des Tagesspiegels.

Doch nicht nur Veranstalter und Clubbetreiber mussten bei dem ganzen Hin und Her flexibel bleiben: Auch von den mehreren hundert Menschen, die einem Aufruf des Berliner Bündnisses „Smash Homophobia“ folgten und gegen Sizzlas möglichen Auftritt protestierten, erforderte der Tag Beweglichkeit: Zunächst war eine Demonstration von der Schönhauser Allee zum Kesselhaus geplant. Als der Auftritt dort abgesagt wurde, fand eine Kundgebung an der S-Bahnstation Schönhauser Allee statt, dann zog man weiter zur Eberswalder Straße, wo sich die Demonstration gegen 20 Uhr auflöste. Martin Sonnenburg von der Antifa Friedrichshain ist über das vorzeitige Ende sehr froh: „Unser Ziel ist erreicht. Sizzla hat in Berlin keine Plattform für seinen Schwulenhass gefunden."

Mehr zum Thema unter: http://smashhomophobia.blogsport.de/.

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