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Berlin: Honeckers Chirurg wird nicht gewürdigt

Charité und Medizinervereinigung sagen Helmut Wolffs Ehrung wegen dessen Stasi-Tätigkeit ab

Die Situation erschien allen peinlich und verfahren – doch am Montag wurde der gordische Knoten bei einem Gespräch zwischen Vertretern der Chirurgischen Gesellschaft Berlin und der Charité dann doch noch gelöst: „Wir haben das am kommenden Wochenende im großen CharitéHörsaal geplante Symposium zu Ehren von Professor Helmut Wolff abgesagt“, erklärte eine Sprecherin der Uni-Klinik .

Wie berichtet, hatte der Vizevorsitzende der Chirurgischen Gesellschaft, Professor Klaus Gellert, das Symposium anlässlich des 75. Geburtstages von Wolff im Namen seiner Organisation bei der Charité angemeldet, ohne dies vorher mit seinen Vorstandskollegen abzusprechen. Die wären auch kaum einverstanden gewesen und fühlten sich nun überrumpelt, zumal ihre Gesellschaft in den 90er Jahren schon eine Ehrenmitgliedschaft Wolffs nach heftigen Debatten abgelehnt hatte. Denn einerseits war Wolff zu DDR-Zeiten Chef-Chirurg der Charité und ist als Spezialist unumstritten – so operierte er auch DDR-Staatschef Honecker. Andererseits wurde er von 1979 bis 1989 laut Birthler-Behörde als Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter (IM) geführt. Gerungen wurde also um die Frage: Wie geht man mit diesem Widerspruch um?

Am vorigen Wochenende setzten die Chirurgen nun offenbar ihren Vize unter Druck, weshalb er seine Anmeldung zurücknahm. Das begrüßte die Charité. Und die Chirurgiegesellschaft will nun herausfinden, was bei dieser Operation falsch lief. Sie beruft eine außerordentliche Vorstandssitzung ein. cs

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