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Berlin: Humboldt-Universität will die Theologen verweltlichen

Die Fakultät soll aufgelöst werden, Professoren und Studenten zu den Philosophen gehören. Evangelische Kirche spricht von Vertragsbruch

Die evangelische Kirche wehrt sich gegen die Sparpläne der Humboldt-Universität (HU). Dabei muss sie nicht auf göttlichen Beistand hoffen, sondern hat ganz irdische Kirchenstaatsverträge auf ihrer Seite. Die Humboldt-Universität will die Theologische Fakultät auflösen und sie als Institut in die Philosophische Fakultät eingliedern. Außerdem sollen fünf der derzeit 15 Professorenstellen gestrichen werden. Die Theologische Fakultät der HU ist mit rund 1000 Studenten die größte Deutschlands. Im Sommer haben 226 Erstsemester ihr Studium aufgenommen.

Die Aberkennung des Fakultätsstatus ist nicht nur eine Prestigefrage, sagt der Theologe und SPD-Politiker Richard Schröder, der an der Humboldt-Universität lehrt. Daran hänge die Eigenständigkeit und das Recht, nur jene Studenten zu promovieren, die ihre Zugehörigkeit zu einer großen christlichen Kirche nachweisen können. Außerdem könne mit zehn Professoren nur noch eine Notausbildung für Pfarrer geleistet werden. Schröder fürchtet, dass dann zum Beispiel Kurse, die in die jüdisch-christliche Tradition einführen, wegfallen müssten.

So einfach kann man die Theologische Fakultät nicht auflösen, sagt der Ausbildungsdezernent der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Bernhard Felmberg. In den Staatskirchenverträgen sei der Bestand der Theologischen Fakultät an der HU garantiert. Und zwar zuerst im Preußischen Staatskirchenvertrag von 1931. Der wurde 1993 bestätigt, als die Kirchliche Hochschule in Zehlendorf und das Sprachenkonvikt in der Borsigstraße mit der Theologischen Fakultät an der HU zusammengelegt wurden. 1999 wurde ein neuer Staatskirchenvertrag ausgehandelt, der sogar die Mindestanzahl von 15 Professoren festgeschrieben hat. Allerdings ist dieser Vertrag nicht ratifiziert worden, weil man sich in der Frage des Religionsunterrichtes an den Schulen nicht habe einigen können. „Sehr ärgerlich“, sagt Felmberg.

Die Humboldt-Universität verweist auf die Wissenschaftsverwaltung. „Wir sind keine Vertragspartner der evangelischen Kirche“, sagt HU-Sprecherin Susann Morgner. Sie geht davon aus, dass die Schritte, die die Universitätsleitung angekündigt hat, rechtmäßig sind.

„Was jetzt in der Diskussion ist, muss nicht zwangsläufig so kommen“, wiegelt Torsten Wöhlert ab. Er ist der Sprecher der Wissenschaftsverwaltung. Fest steht für ihn aber, dass der Staatskirchenvertrag von 1999, der die 15 Professorenstellen festlegen sollte, nicht unterschrieben wurde und damit nicht gültig sei. Klar ist für ihn: „Das Land wird sich wohl mit der HU und der Kirche hinsetzen und vieles klären müssen.“

Vielleicht hätte man das vorher schon mal machen sollen, sagt Richard Schröder. Die Streichliste sei vergangenen Montag verkündet worden, ohne dass zuvor mit den Theologieprofessoren gesprochen worden sei. „Erst schließen und dann diskutieren, das kann ja wohl nicht sein.“ Außerdem findet er, dass bei den anstehenden Kürzungen Äpfel mit Birnen verglichen werden. Alle Fakultäten würden zum Beispiel danach beurteilt, wie viel Drittmittel sie eintreiben und wie effektiv sie arbeiten. Doch der Nachweis der „Effektivität“ sei schwierig. Denn die angehenden Pfarrer, die an der HU studieren und aus ganz Deutschland kommen, legen ihre Examen bei der jeweiligen Landeskirche ab, wo sie Abitur gemacht haben. Und mit den Drittmitteln sei das auch so eine Sache: „Die Industrie stellt bei uns selten Forschungsanträge“, sagt Schröder.

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