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Hund und Herr: Welpe Wilmer, der Drachentöter

Helmut Schümann hat keinen Pubertisten mehr, dafür einen Hund. An dieser Stelle schreibt er, Schümann, nicht der Hund, immer Sonnabends über sein Leben als Welpenassistent. Diese Mal lernt er mit Wilmer viele Sprachen.

Wilmer lernt. Der Welpe ist noch klein. Eine Kollegin des Welpenassistenten meinte: „Möönsch, einen Golden Retriever? Die sind so wahnsinnig intelligent, Sie müssen dem eine Fremdsprache beibringen, sonst langweilt sich Wilmer.“ Um den Stand zu benennen: Die klassischen europäischen Sprachen wie Englisch, Französisch und Spanisch bellt Wilmer neben Deutsch schon fließend. Weil er in Berlin lebt, kläfft er auch schon gut „Merhaba“, „Was-guckst-du?“ und „Isch-mach-dir-Chappi!“ Derzeit versucht er sich am Althebräischen und in Kisuaheli. Weiß man, wofür man's mal brauchen kann?

Zum Lernprozess gehört die Bekämpfung von Drachen

Neben solchen Banalitäten lernt er „Sitz!“ (kann er schon), „Platz!“ (wenn er Lust hat), und „Aus!“ (wenn er eine Maus gefangen und vergessen hat, dass er keine Katze ist). Die meiste Konversation zwischen Wilmer und dem Assistenten verläuft nonverbal, zumindest monoverbal. Der Assistent kann eben kein Althebräisch. Zum Lernprozess gehört ansonsten die Bekämpfung von Drachen. Aber anders als der vormalige Biermann tötet Wilmer die Drachen nicht, er bringt ihnen Anstand bei. Den Flugdrachen etwa, vulgo: den Tauben der Stadt. Er springt aus dem Stand vierpfotig in die Höhe, schon wissen die Flugdrachen, wer das Sagen hat und machen sich davon. Oder die Wasserdrachen, das sind die treibenden Herbstblätter auf dem Lietzensee. Die verbellt er so lange, bis sie freiwillig abziehen. Anschließend kommt er hoch erhobenen Hauptes, mit wedelnden Schweif und entschlossenem Blick zu Dr. Frauchen und dem Assistenten.

Manchmal muss aber selbst Wilmer klein beigeben. Neulich führte er Dr. Frauchen und den Assistenten in Grunewald Gassi und kam mit ihnen an einem Garten vorbei. Darin lag ein Gummidrachen. Ein wasserspeiender Gummidrachen. Dem hat er in allen möglichen Sprachen beschimpft. Es war aber keine dabei, die das wasserspeiende Monster verstanden hat, es spuckte weiter Wasser. Tja, Wilmer, es wird Winter, dann friert es und der Gartenschlauch hat ausgespuckt. Das weiß Wilmer aber nicht, er lernt ja noch.

Ab sofort jeden Sonnabend berichtet Helmut Schümann über sein Leben als "Welpenassistent" auf der ersten Seite im Lokalteil des Tagesspiegels und natürlich auch online unter:
www.tagesspiegel.de/welpen

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