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Berlin: „Ich war überfordert“

Bewährungsstrafe wegen Kindesvernachlässigung

Mülltüten, Zigarettenreste, verdorbene Lebensmittel waren überall in der Wohnung verteilt, außerdem stand auf einem Regal in Griffhöhe eine Flasche Medizin – und das, obwohl in der Wohnung ein dreijähriger Junge und ein knapp einjähriges Mädchen lebten. Der verwahrloste Zustand habe für die beiden Kinder eine Gefahr für Infektion, Vergiftung und Unterernährung dargestellt, hieß es in der Anklage. Vor Gericht gaben sich die Eltern der beiden Kleinkinder gestern geknickt. „Ich war überfordert“, hauchte die 26-jährige Mutter auf der Anklagebank. Ihr mitangeklagter Mann sei keine Hilfe gewesen. „Er surfte nur im Internet.“ Den Vorwürfen des Staatsanwalts widersprachen die seit Jahren arbeitslosen Eheleute aus Neukölln nicht. Sie sei auch damals, im Mai letzten Jahres, von der Familienhilfe unterstützt worden, sagte die Mutter. Dabei sei es aber nur um Dinge gegangen, die mit Ämtern zu regeln waren. „Wir hatten echt wenig Geld“, erklärte ihr Ehemann. Sie hätten auch Geldstrafen aus früheren Verurteilungen zum Beispiel fürs Schwarzfahren bezahlen müssen. „Solche Strafen kann man auch abarbeiten“, konterte da der Richter.

Die Kinder leben nach wie vor im Haushalt der Eltern. Fotos zufolge, die dem Gericht vorgelegt wurden, waren sie in einem ordentlichen Zustand. Die Flasche mit dem Medikament, die sich der Junge hätte greifen können, sei eine Ausnahme gewesen, beteuerte die Mutter. Die Medizin habe sie für die Tochter benötigt. Das Gericht verhängte jeweils drei Monate Haft auf Bewährung. Der Vater soll zudem 120 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Verwahrlosung dürfe nicht mehr vorkommen, mahnte der Richter. „Sonst sind die Kinder weg.“ K. G.

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