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Berlin: Ilka Luck, Gründerin

„Jung, smart, Physikerin, Unternehmerin, die neue Generation!“ – so hat der Chef von Adlershof sie angepriesen.

„Jung, smart, Physikerin, Unternehmerin, die neue Generation!“ – so hat der Chef von Adlershof sie angepriesen. Und alles trifft hundertprozentig zu. Voller Stolz zeigt die hübsche junge Mutter die Werkshalle. Hier sind die Ergebnisse langjähriger Forschungen am Berliner Hahn-Meitner-Institut – nach einer vierjährigen Gründungsphase – nun richtige Produkte geworden, die heute in alle Welt gehen: Dunkelgraue elegante Solar-Paneele zur hocheffizienten Erzeugung von Sonnenstrom. Nicht mit Silizium, sondern mit einer Dünnschicht aus Kupfer, Indium und Schwefel (CIS) ergibt sich die „gute Ernte“ aus der Sonnenenergie. Die Produktion bis Ende 2007 ist bereits verkauft, eine zweite Halle schon angedacht. Dann braucht es noch mehr als die 40 Mitarbeiter, die hier heute beschäftigt sind.

Das Schlüsselerlebnis für die Professorentochter aus Aachen – der Vater hatte die Elektrotechnik an der neuen Uni Duisburg aufgebaut – mit einer „unaufgeregten Jugend“ war der schreckliche Reaktorunfall in Tschernobyl im April 1986. Danach hat sie die Welt als „sehr zerbrechlich“ wahrgenommen. Das hat die mit den Grünen sympathisierende junge Abiturientin bestimmt, Physik in Dortmund und Bochum zu studieren und risikoarme Energien zu suchen (obwohl sie – ihr Vorbild war Ulf Merbold – eigentlich Astronautin werden wollte). 1997 hat sie ihre Dissertation zum Thema erneuerbare Energien mit großem Erfolg abgeschlossen. Mit nur einer einzigen Bewerbung schaffte sie es als wissenschaftliche Mitarbeiterin ans Hahn-Meitner-Institut nach Berlin.

Auch sie selber steckt voller Energie. Sie erneuert sie entweder auf dem Rücken von Pferden oder aber auf Schusters Rappen unterwegs mit Rucksack, alleine oder mit ihrem Mann, in Indien oder in Afrika. Ihr Mann kümmert sich heute zu Hause um ihren kleinen Sohn Anton.

Über die schwierige Geburt des Unternehmens Sulfurcell erzählt sie offen. An der Wiege hat unter anderem Lothar Späth mit der Jenoptik gestanden. Ohne ihren Partner Nikolaus Meyer, mit dem sie die Firma heute betreibt, hätte sie die Schwierigkeiten und Rückschläge nicht durchgestanden. „Extrem hartnäckig“ muss man als Gründerin sein.

Den Standort Adlershof sieht sie als vorteilhaft an. Nicht wegen der Mieten, die gar nicht besonders niedrig seien, sondern wegen der kurzen Wege etwa zu den Analyse-Instituten dort. Spaß macht die Arbeit, und es verschafft ihr eine kleine Genugtuung, vom früheren Image einer „Ökospinnerin“ zu dem einer ernst zu nehmenden Unternehmerin gelangt zu sein.

Die Zukunft des Unternehmens sieht sie sehr sonnig. Der Bedarf an Solarmodulen wächst weiter rasant um 20 bis 40 Prozent im Jahr. Da will Sulfurcell kräftig mitmischen. Ganz ohne jeden Anflug von Eitelkeit antwortet sie auf meine Frage, was sie sich wünsche: Wenn es mehr von mir gäbe. Da kann man nur zustimmen.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Ilka Luck (38)

ist Physikerin. Sie

leitet die Sulfurcell

Solartechnik GmbH am Wissenschaftsstandort Berlin

Adlershof als

Gesellschafterin

und Prokuristin

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