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Private Müllkippe

© Thomas Loy

Illegal abgestellter Container in Tempelhof: Herrn Siemunds Kampf gegen die Müllkippe

In Berlin wachsen die illegalen Müllberge. Die Kosten für die Beseitigung zahlt oft der Steuerzahler – wenn der Dreck überhaupt verschwindet. Ein Beispiel.

Der Haufen wächst, jede Woche liegen ein paar neue Säcke auf der Kippe, mal kommt ein Altreifen dazu, mal ein ausrangierter Kühlschrank. Das gehe so seit Mai, sagt Unternehmer Peter Siemund. Eine private Müllkippe gegenüber der Auffahrt zu seiner Firma in Tempelhof hebt nicht gerade die Stimmung der Geschäftspartner und Kunden, die ihn besuchen.

Mit einem illegal abgestellten Container fing es an. Darin finden sich Reste von Dachpappe, sowas ist Sondermüll, teuer zu entsorgen. Siemund ruft bei der Polizei an, erstattet Anzeige, die Beamten kommen vorbei und sichern Spuren am Objekt. Drei Wochen später teilt die Staatsanwaltschaft mit, das Verfahren sei eingestellt, ein Verursacher konnte nicht ermittelt werden. Inzwischen ist Ende Juni, der Müllberg wächst.

Anfang Juli schickt Siemund eine Mal ans Ordnungsamt, erhält eine Eingangsbestätigung, danach nichts mehr. Siemund ruft an, erfährt, man sei nicht zuständig, wird an ein anderes Amt verwiesen, dort erreicht er niemanden. Er habe mehrfach versucht, den Müllberg telefonisch an den richtigen Sachbearbeiter zu vermitteln. Vergeblich, sagt Siemund. Im November versucht er es im Büro der Bürgermeisterin, die Mail, sagt Siemund, wurde nicht beantwortet. Schließlich wendet er sich an den Tagesspiegel.

23 Millionen Euro um Müll zu räumen

Baustadtrat Daniel Krüger (CDU), zuständig für die Straßen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, entschuldigt die verstrichene Zeit, das sei nicht akzeptabel. Er werde prüfen, „warum der Fall in eine Warteschleife gekommen ist, das ist irgendwie durchgerutscht. Wir geloben Besserung.“ Jetzt müsse das Straßenamt prüfen, ob der Verursacher zu ermitteln sei. Wenn nicht, werde der Müll auf Kosten der Stadt von der BSR abgefahren und entsorgt. So hatten sich die unbekannten Umweltsünder das offenbar auch vorgestellt.

Die Gegend, ein Industriegebiet im Osten Tempelhofs, kann wenig „soziale Kontrolle“ zur Prävention aufbieten, da wird man beim Müllabladen selten beobachtet oder gar angezeigt. Normalen Sperrmüll zu entsorgen, ist eine Ordnungswidrigkeit, bei Schadstoffen wird es strafbar.

Ob das wilde Müllabwerfen schlimmer geworden ist, lässt sich aus den Statistiken von Bezirken und BSR nicht ableiten. Von 2011 bis 2014 wurden fast 23 Millionen Euro ausgegeben, um Müll aus den Straßen und Grünanlagen zu räumen, in dieser Summe ist allerdings auch das Aufräumen nach Demonstrationen wie am 1. Mai oder dem Christopher Street Day (CSD) enthalten.

In Neukölln wachsendes Problem

In Neukölln ist das illegale Müllentsorgen ein wachsendes Problem, wie der Senat auf eine Anfrage der CDU-Abgeordneten Katrin Vogel mitteilte. 2014 wurden fast 6000 Müllansammlungen gemeldet, die örtlichen Schwerpunkte sind vielfältig: Verlassene Grundstücke wie das ehemalige Freizeitbad Blub, Baustellen wie die Verlängerung der Stadtautobahn, Bahngelände, Uferzonen des Teltowkanals und Bahnanlagen. „Rund um Baucontainer“ wird ebenfalls als Potenzialfläche für Müllablagerungen genannt.

In der Anfrage wird auch die durchschnittliche Zeitdauer von der Meldung einer Dreckecke bis zu deren Beseitigung durch die BSR thematisiert: „Je nach Müllart“ könne es „zwischen 1-3 Werktagen und in Sonderfällen auch bis zu vier Wochen dauern“.

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